Quelle: Politische Berichte Nr. 2/2017 - Zur Gesamtausgabe als:PDFNur-TXT

s16 Volksbegehren „G9-jetzt!“: Der falsche Weg!

GEW NRW lehnt Vorschläge der Initiative ab

Der Gesetzentwurf, den die Initiative „G9-jetzt!“ durch Volksbegehren durchsetzen will, ist aus Sicht der GEW NRW ungeeignet, Grundlage für ein modernes Gymnasium in Nordrhein-Westfalen zu sein. Zudem liegen Konzepte der Parteien vor, die zu Hoffnungen berechtigen, dass es nach der Landtagswahl eine bessere Reform der Schulzeitverkürzung geben wird als die von der Initiative vertretene.

Im Kern geht es im Gesetzentwurf darum, die Wochenstundenzahl am G9-Gymnasium deutlich zu reduzieren und den Ganztag am Gymnasium obsolet zu machen. Die Vorgabe der maximalen Wochenstundenzahlen in der Sekundarstufe I (180 Jahreswochenstunden) und der Sekundarstufe II (90 Jahreswochenstunden) hat massive Auswirkungen auch auf die anderen Schulformen, auf Ganztagsgymnasien und andere Ganztagsschulen. Es hätte eine umfangreiche Veränderung der Regelungen der gymnasialen Oberstufe zur Folge.

Lapidar zu sagen, dass die Reduzierung von 34 auf 30 Wochenstunden je Jahrgang in der Sekundarstufe II lediglich die Zahl der Grundkurse auf ein sinnvolles Maß zurückführen würde, ist sehr schlicht gedacht. Es könnte auch eine Reduzierung der Stundenzahl für die Leistungskurse oder andere Veränderungen nach sich ziehen, die gar nicht im Schulgesetz, sondern in der Verordnung über den Bildungsgang und die Abiturprüfung in der gymnasialen Oberstufe (APO-GOSt) zu regeln sind und die ein Rückschritt wären.

Die Vorgabe, dass das Gesetz zum 1. August 2017 und sofort für die Jahrgangsstufen 5 bis 8 in Kraft treten soll, würde – ohne die vorherige Erstellung neuer Lehrpläne, neuer Ausbildungs- und Prüfungsordnungen und neuer Schulbücher – zu einem ähnlichen Chaos führen wie die unvorbereitete Einführung von G8. Das sollte man weder den Schüler*innen noch den Lehrkräften zumuten.

Ganz abgesehen von den kurz skizzierten Problemen würde die Reduzierung der Stundenzahl eine massive Streichung von Stellen für Lehrer*innen zur Folge haben. Auch das ist nicht im Sinne der jungen Kolleg*innen, die sich auf den Lehrberuf vorbereiten.

Individuelle Lernzeiten an jedem Gymnasium ermöglichen

Im Landtagswahlkampf haben die Parteien Vorschläge vorgelegt, die auf Gymnasien mit unterschiedlich langen Lernzeiten abzielen. Diese Vorschläge unterscheiden sich darin, wie das Nebeneinander von G8 und G9 am Gymnasium gestaltet werden soll. Aus Sicht der GEW NRW muss vermieden werden, dass jedes Gymnasium zwischen G8 und G9 entscheiden muss. Es sollte stattdessen gelingen, unterschiedlich lange Lernzeiten an jedem Gymnasium möglich zu machen. www.gew-nrw.de

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