Quelle: Politische Berichte Nr. 2/2017 - Zur Gesamtausgabe als:PDFNur-TXT

s21 Jahrestagung des Vereins für politische Bildung, linke Kritik und Kommunikation am 8. und 9. April 2017 in Mannheim

Anmeldung: Die Tagung und eventuelle Übernachtungen finden wie im vorigen Jahr in den Räumen der Jugendherberge Mannheim statt. Die Jugendherberge liegt sehr verkehrsgünstig zum Hauptbahnhof (wenige Minuten zu Fuß). Da wir uns frühzeitig verbindlich anmelden müssen, bitte umgehend eine Mail senden an: alfred.kuestler@gnnverlage.com.

Kommunikationsdaten der Jugendherberge Mannheim:: Rheinpromenade 21, 68163 Mannheim, Tel. 0621 822718, info@jugendherberge-mannheim.de; www.jugendherberge-mannheim.de.

Samstag, 8. April 13-18.30 Uhr

13 Uhr Einlass, Registrierung

13.15 Uhr Eröffnung, Organisatorisches

13.30–14.30 Uhr Vereinsangelegenheiten: Berichte des Vorstands, Bericht aus der Redaktion Politische Berichte, Haushaltsbericht 2016 und Haushaltsbeschluss 2017, Wahlen zum Vorstand

bis 15 Uhr Kaffeepause

15–17.30 Uhr Arbeitsgruppen:

AG1: In der BRD droht ein Kulturkampf: Eine demokratische Religionsverfassung als linker Gegenentwurf. Aktueller Anlass: der Streit um die Hamburger Verträge mit den Islamverbänden. Wir wollen dazu lehrreiche Analogien in der deutschen Geschichte beobachten. Vorbereitung und Einleitung: Karl-Helmut Lechner, Norderstedt. Input: Christiane Schneider, Hamburg

1. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes. Die Entwicklung der Rechtsprechung des BVerfG seit 1949: Der weltanschaulich-religiöse Pluralismus entzieht der traditionellen Fixierung auf die beiden großen Kirchen in der religionspolitischen Diskussion und Praxis allmählich den Boden — zugunsten einer breiteren Perspektive auf Religionen und Weltanschauungen. Die Begriffe von „La laïcité“ und „Laizismus“ sind nicht zur Klärung geeignet. Was taugt die sogenannte „hinkende Trennung von Kirche und Staat“ in der BRD (Artikel 140 GG)?

2. Der Streit um Gemeinschaftsschule in verschiedenen Bundesländern. Die unter dem Vorzeichen der Volksgemeinschaft von den Nazi 1937/38 durchgesetzte Entkirchlichung der Volksschulen wurde nach 1945 abgeschafft. Die evangelische bzw. katholische Bekenntnisschule wurde zur Regelschule. 1968 wurde dann z.B. in Bayern durch Volksentscheid die „Christliche Gemeinschaftsschule“ eingeführt.

3. November 1918: Der Kampf um die Trennung von Kirche und Staat. In den Kämpfen der revolutionären Regierungen z.B. in Preußen, Thüringen und Bayern ging es heftig um die staatliche Schulaufsicht. Die Forderung nach Trennung von Staat und Kirche zielte nicht auf Akzeptanz religiöser Entfaltungsfreiheit. Sie sollte eine radikale Laisierung des öffentlichen Lebens vorbereiten. Verhandlungsstationen zur Weimarer Verfassung sind interessant.

4. Etappen des „Kulturkampfes“ der Jahre 1871 bis 1887. Der seit 1803 erstarkte Katholizismus in seiner fundamentalistisch-ultramontanen Form wird für die preußisch-protestantischen Reichsgründer zur „Schwarzen Internationale“, zum Reichsfeind. Bismarck bekämpft im Bündnis mit den Nationalliberalen die Katholische Kirche. Diese hat im „Zentrum“ ihre Partei und in Papst Pius IX. (Ultramontanisten) den wichtigsten Bündnispartner. Beide Seiten stilisierten die Juden zum Erzfeind des Christentums. Bismarck hat diesen „Kulturkampf“ nicht gewonnen. Der Preis liberaler Errungenschaften (Zivilehe; Austritt aus der Kirche) ist bezahlt mit der Spaltung der Bevölkerung in ein protestantisches und katholisches Lager über 1945 hinaus.

Unser Ziel ist eine Schriftenreihe, um das Thema für die politische Diskussion aufzubereiten. Sehr herzlich bitten wir um Mitarbeit!

AG2 Projekt Wegemarken/Kalenderblätter: Internationale Solidarität – Politische Traditionen und Wegemarken in den Ländern der Europäischen Union. Vorbereitung/Einleitung: Rolf Gehring, Brüssel, Eva Detscher, Karlsruhe

Mit jedem Kalenderblatt wird das Profil dieses Projektes klarer: die In-Recht-Setzung von Ergebnissen emanzipatorischer Bewegungen als Wegemarken zu begreifen. Bisher ist bei der Arbeit an jedem Kalenderblatt eine Spannung entlang des aufgeworfenen Themas entstanden, die ansteckend ist auch für Autoren, die das erste Mal mitmachen. Die Erfahrungen, aber auch die Sicht auf die Ereignisse und die sozialen Bewegungen variieren, haben aber in der Regel ausreichend gemeinsamen Grund, im Prinzip entstehen neue Sichtweisen, die eingefahrene Sehgewohnheiten überprüfbar machen. Solange wir diesen Impuls bemerken, sollten wir vertrauen, dass wir einen richtigen Weg eingeschlagen haben.

Wir wollen während der Arbeitsgruppe: Meinungen über die bisherigen Kalenderblätter zusammentragen – Die Zeitleistenpflege und -erweiterung besprechen – Über den Stand der Arbeiten informieren – Erfahrungen bezüglich der nötigen Kommunikation besprechen und Möglichkeiten der Beteiligung / Einflussnahme auf die Themenfindung und Auswahl der Inhalte ausloten – Weitere Überlegungen für die Ausgestaltung des Internetauftritts beraten – Über die nächsten Kalenderblätter informieren und für weitere Mitarbeit werben

Daneben müssen wir über die besonderen finanziellen Aufwendungen, die aus dem Projekt resultieren, und über eine Art Dokumentation der zeitlichen Aufwendungen wie auch des Recherche-Umfangs und Herangehens beraten.

AG3: Linkekritik.de – Arbeitsplattform und Archiv. Vorbereitung: Barbara Burckhardt, Berlin, Martin Fochler, München, Thorsten Jannoff, Gelsenkirchen. Zur Beratung vorgelegt wird

– Politische Berichte. Die Zeitschrift bietet politisch Engagierten eine Chance zur kontinuierlicher Beobachtung politischer und sozialer Vorgänge bzw. zur Arbeit an Themen. Wir wollen den Zugang möglichst einfach und mit minimalem Zeitverbrauch gestalten. Das ist es sinnvoll, • Geschäftsordnung und Produktionsplan der Zeitschrift verbindlich zu fassen. In den letzten Monaten haben wir dazu Verfahren erprobt, die ein Ineinandergreifen von Themenplanung und Produktion leistet. Vorlage dazu bei der Konferenz.

– Zur Förderung der kontinuierlichen Arbeit am Thema erfassen wir Arbeitsergebnisse in unserer über das Internet zugänglich katalogisierten • Sammlung linkekritik.de. Die Politischen Berichte, kooperierende Zeitschriften und Einzelpublikation werden im PDF Format abgelegt und können per Volltextsuche, nach Sachgebieten und nach Autor/inn/en aufgerufen werden. Nach einer lange Phase des Experimentierens können wir nun eine • Bedienungsanleitung zur Diskussion stellen.

– Interessant ist schließlich auch, welche Verfahren Kooperation im Vorfeld von Veröffentlichungen stützen. Problemstichworte „Viele an einer Datei“ bzw. „Unendliche Versionsgeschichte“. Wir informieren über Varianten.

Wir diskutieren Arbeitstechniken. Dabei lassen wir uns von der Vermutung leiten, dass für die politische Meinungsbildung das von verantwortlichen Autor/inn/en und Redaktionen in einer feste Form gebracht Werk für die Kommunikation unersetzliche Dienste leistet. Mit dem Format „PDF“ ist eine Brücke von „Druckvorlage“ und „Elektronischem Medium“ entstanden.

17.30–18.30 Uhr Berichte/ Anträge aus den Arbeitsgruppen

Sonntag, 9. April, 9–12 Uhr (in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Konkrete Demokratie – Soziale Befreiung der Linken)

AfD und Neue Rechte: Theorien, Ideologien, organisatorische Formierung – Bündnispolitik der Gegenkräfte für Menschenwürde, Demokratie, interkulturelle/internationale Solidarität

Verschiedene Beiträge zur Information und Diskussion von Autorinnen und Autoren der Politischen Berichte sind geplant, zu: • den ideologischen Vorbereitern und Stichwortgebern von „konservativer Revolution“ über „Junge Freiheit“, Sarrazin und Sloterdijk mit seinen Schülern, • den Parteivorbildern der Rechten wie Le Pen in Frankreich oder FPÖ in Österreich, • den Erfahrungen aus Bündnisaktionen gegen AfD und Neue Rechte und für eine offene Gesellschaft der Solidarität.

Thema der Diskussion soll die Sammlung und Klärung von Ansatzpunkten, Zielen und Handlungsmöglichkeiten der Politik gegen Rechts sein.

www.linkekritik.de