Quelle: Politische Berichte Nr. 3, April 2017 • Gesamtausgabe: PDF Inhaltsverzeichnis: TXT

Eins?

Der diesjährige 1. Mai-Spruch des DGB mag ja gut gemeint sein, aber er wirkt unbedacht. „Wir“ sind viele Individuen, „wir“ sind aber nicht „eins“, auch wenn „wir“ in wichtigen Bereichen des Lebens gemeinsame Interessen verfolgen. In anderen Bereichen aber eben nicht. So weit, so harmlos. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass soziale Systeme, wie Gewerkschaften oder Parteien, die aus „wir“ „eins“ gemacht haben, übergriffig oder schlimmer geworden sind, insbesondere wenn Machtoptionen dazu kamen. Denn die, die in diesem Sinne glauben, das „Wir“ zu verkörpern, meinen ja zu wissen, was die „Einen“ wollen und was „gut“ für sie ist, auch wenn die „Einen“ das vielleicht ganz anders sehen und zum „Guten“ evtl. sogar gezwungen werden müssen. So hat es die DDR ja (angeblich) auch nur „gut“ gemeint. Aber ganz so wird es der DGB schon nicht gemeint haben und deshalb dokumentieren wir im Folgenden aus dem Aufruf zum 1. Mai. Thorsten Jannoff, Gelsenkirchen

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