Quelle: Politische Berichte Nr. 8, 2017 • Gesamtausgabe: PDF Inhaltsverzeichnis: TXT ⯈ H O M E

Konfliktmineralien, Kobalt, Kongo

2014 ist mit dem „Dodd Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Act (Dodd-Frank Act)“ ein Gesetz in Kraft getreten, das US-börsennotierte Firmen verpflichtet, Daten über die Verwendung mit Konfliktmaterialien offenzulegen. Konkret bezeichnet wurden Zinn, Tantal, Gold und Wolfram. Die Regierung Trump hat bereits im Februar angekündigt, dieses Gesetz zu suspendieren, konnte das aber bisher wegen Widerstands in den Parlamenten nicht umsetzen. Umso bedeutsamer ist, dass die EU nun auch ein „Unionssystem für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht in der Lieferkette“ verabschiedet hat, „mit dem Ziel, die Möglichkeiten für bewaffnete Gruppen und Sicherheitskräfte zum Handel mit Zinn, Tantal und Wolfram, deren Erzen und Gold einzuschränken. Diese Verordnung zielt darauf ab, für Transparenz und Sicherheit hinsichtlich der Lieferpraktiken von Unionseinführern sowie von Hütten und Raffinerien zu sorgen, die Rohstoffe aus Konflikt- und Hochrisikogebieten beziehen.“ http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=uriserv:OJ.L_.2017.130.01 0001.01.DEU

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (17.7.) merkt an, dass auf der Liste der „Risikominerialien“ das Element Kobalt nicht genannt wird, dessen Verbindungen für die Herstellung von Akkus hoher Energiedichte (Lithiumionenakkus) unerlässlich sind. Diese Akku-Typ hat sich bei den Fahrradakkus praktisch durchgesetzt und scheint auch für Autos das Mittel der Wahl zu sein. Die Hauptlagerstätten des häufig mit Arsen vergesellschafteten Minerals liegen im Kongo. Es kann mit einfachsten Mitteln geschürft, von bewaffneten Banden zu Spottpreisen aufgekauft und ins Ausland verfrachtet werden.

Wie kommt es, dass ausgerechnet dieses Mineral nicht auf der EU-Liste steht? Die FAZ bemerkt lakonisch: „Ohne Kobalt aus Kongo müssten die Europäer ihre Autoenergiewendepläne eindampfen“. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/die-batterie-entscheidet-ueber-das-e-auto-kommentar-15109179.html

Anlässlich der Verabschiedung der EU-Verordnung sagte Helmut Scholz, EU-Parlamentarier der Linken: „Nach vielen Jahren parlamentarischer und außerparlamentarischer Arbeit haben wir endlich eine Sorgfaltspflicht für Lieferwege Gesetz werden lassen. Bislang allerdings nur für die dringlichsten Konfliktrohstoffe Gold, Wolfram, Coltan (Tantal) und Zinn. In den nächsten Jahren werde ich mit meiner Fraktion dafür arbeiten, diesen Ansatz auf weitere Rohstoffe und Produktionsketten auszuweiten.“ https://www.dielinke-europa.eu/de/article/10901.konfliktmineralien-wir-haben-uns-geeinigt.html

Hoffentlich findet sich für dieses Vorhaben die nötige öffentliche Unterstützung. Betreffs Kobalt bietet findet sich bei Amnesty International ein Kurzbericht, dort wird auch auf eine leider nur in englischer Sprache zugängliche Broschüre von Amnesty international verwiesen, die eine präzise Darstellung der ganzen Lieferkette aufzeigt. https://www.amnesty.de/2016/1/19/smartphone-hersteller-profitieren-von-kinderarbeit

Abb. (PDF): Ein 13-jähriger Junge sortiert an einem See der Demokratischen Republik Kongo Steine, die Kobalt enthalten. (Bild: amnesty)