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Quelle: Politische Berichte Nr. 9, 2017 • Gesamtausgabe: PDF Inhaltsverzeichnis: TXT ⯈ H O M E

Bildungsreform vom österreichischen Parlament beschlossen

Die Bundesministerin Hammerschmied (SPÖ) setzt große Hoffnung in die Bildungsreform: Leuchtturmschulen sollen ab dem kommenden Schuljahr vorangehen und dann andere Schulen „an der Hand nehmen“. Direktoren entscheiden künftig selbst über Klassengrößen und die Bestellung neuer Lehrerinnen und Lehrer.

Internationale Studien halten Österreich schon lange vor, das österreichische Bildungssystem sei zu teuer, es bringe zu große Risikogruppen hervor und zu wenige Hochqualifizierte. Das soll sich ändern. Bis zur endgültigen Umsetzung für alle wird es etwa zehn Jahre dauern. Die Opposition bewertet das Paket vorsichtig positiv. Die Lehrervertreter warten ab.

Wesentliche organisatorische Schwerpunkte sind:

Bis zu acht Schulen können künftig unter gemeinsamer Leitung stehen. Ein neues regionales Campus-System geht über die Cluster hinaus und bezieht auch die Kindergärten mit ein. „Damit ist die durchgängige Betreuung vom Kindergarten bis zur Matura gesichert und auch die Gestaltung der Übergänge“, so Minister Hammerschmied.

Schulen sollen mehr autonomen Entscheidungsspielraum erhalten: Die Unterrichtszeiten (Schulbeginn, Dauer der Unterrichtseinheiten) können künftig selbst bestimmt werden, die Gruppen- und Klassengrößen werden in schulische Autonomie übertragen, es gibt keine Unter- oder Obergrenzen mehr. Hammerschmid: „Die Pädagoginnen und Pädagogen entscheiden. In Projekten kann anders gearbeitet werden als in Deutsch, Englisch oder Mathematik.“ Gewerkschaft und Personalvertretung sehen diese mögliche Erhöhung der Klassenschülerzahl sehr kritisch, es wird ein Sparprogramm befürchtet.

Autonome Lehrerbestellung: Schulleiter können ihr Personal aussuchen, unter Zuhilfenahme von Vermittlungsplattformen. Die Schulbehörde greift nur steuernd ein, wenn es keine Bewerber gibt. Was mit Lehrerinnen und Lehrern geschehen soll, die an allen Standorten abgelehnt werden, ist noch nicht entschieden.

Die Direktoren sollen künftig mehr als bisher Managementfähigkeiten mitbringen. Die pädagogische Leitung bleibt Aufgabe der Schulleiter. Schulleiter werden für fünf Jahre bestellt, danach unbefristet ernannt. Die PädagogInnenfortbildung erfolgt maßgeschneidert und bedarfsorientiert.

Es besteht ab Herbst die Möglichkeit, Modellregionen zu bilden, eine Forderung der Grünen.

Dabei geht es um die Erprobung einer gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen in einer bestimmten Region. Vorgesehen ist, dass bundesweit 15 Prozent aller Schulen als Modellregion fungieren dürfen. Eltern und Lehrerinnen und Lehrer bestimmen mit.

„Kein Sparpaket“: Gewerkschaft und Personalvertretung sehen wie schon erwähnt ein verdecktes Sparprogramm hinter der Schulautonomie. Bildungsminister Hammerschmid wird nicht müde zu betonen, „bei diesem Schulpaket handelt es sich um kein Sparpaket: Die Ressourcen werden wie bisher zugeteilt, aber die Schulen können freier darüber verfügen.“ Sie hat keinen „heißen Herbst“ zu befürchten. Augustin Kargl, Steiermark

Für Interessierte: https://www.bmb.gv.at/ministerium/vp/2017/20170317.html; https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/ME/ME_00299/index.shtml