Aus Politische Berichte Nr. 2/2018, S. 20 • InhaltsverzeichnisPDFPB-Archiv

Kein Licht für Kriegsverherrlichung

Rudi Arendt, Pinneberg

Pinneberg. „Dieses Schwert hat nichts, aber auch gar nichts mit einer höheren göttlichen Gerechtigkeit zu tun, wie jemand kürzlich behauptete. Um das festzustellen, braucht man nicht mal Theologe zu sein“. So Propst Thomas Drope auf der Protestkundgebung der Initiative „Mahnmal statt Kriegerdenkmal am Pinneberger Bahnhof“ vor dem 1934 von den Nazis eingeweihten 10 Meter hohen „Ehrenmal“. CDU-Ratsvertreter stehen nun mit dem Hinweis, das Schwert des Denkmals stehe für die Gerechtigkeit Gottes, ziemlich alleine da. Ein Bündnis aus kirchlichen Vertretern sowie der jüdischen Gemeinde, dem DGB als auch der Ratsfraktion der Grünen und Unabhängigen und Landtagsabgeordneten der SPD bezogen am 30. Januar mit 80 Menschen öffentlich Stellung gegen den erst kürzlich von der Stadt mit 58 000 Euro restaurierten und mit zusätzlichen Strahlern martialisch in Szene gesetzten Kriegsklotz. Die Initiative sieht das als Missachtung des klaren Votums der Ratsversammlung. Diese beschloss am 20. Juli letzten Jahres: „Das Kriegerdenkmal … ist ein Zeitzeugnis, das an die im Ersten Weltkrieg ums Leben gekommenen Soldaten erinnert. Dieses Denkmal soll künftig genutzt werden, um an das Morden aller Kriege zu erinnern und zum Nachdenken anregen.“ Der Ausschuss für Stadtentwicklung wurde beauftragt, mit Unterstützung der Verwaltung eine „zusätzliche Darstellung zur Erinnerung und Mahnung an diesem Denkmal anzubringen.“ Der Protest zeigte Wirkung. Es wird nun eine Arbeitsgruppe eingesetzt, unter Teilnahme aller Ratsfraktionen, Probst Drope als auch einem Vertreter der Initiative. Geplant ist eine öffentliche künstlerische Ausschreibung. Heinz Stehr, Vertreter der Initiative: „Die bronzenen Teile, das Schwert, das Eiserne Kreuz (nach 1945 als Ersatz für das Hakenkreuz, der Verf.) und der Adler sollten eingeschmolzen werden. Daraus könnte eine Reproduktion des UN-Denkmals „Schwerter zu Pflugscharen“ werden, die hier ausgestellt wird. Der Obelisk kann geschliffen werden, seine wertvolle Steinsubstanz könnte z.B. für einen Kindergartenneubau verwendet werden, der dann in seiner Erziehungsarbeit besonders für Frieden, gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit wirkt.“ Die Strahler sind nun vorerst wieder ausgeschaltet.

Ausführliche Informationen über die Geschichte und Bedeutung des Kriegsdenkmals:

http://www.denk-mal-gegen-Krieg.de, >Pinneberg

https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Kriegerdenkmal-in-Pinneberg-Diskussion-haelt-an,pinnebergerdenkmal100.html

http://www.spurensuche-kreis-pinneberg.de/spur/das-denkmal-am-pinneberger-bahnhofsvorplatz/

Abb. (nur im PDF): Fotos von Aktion und Denkmal