PB
PDF

PB
ARCHIV

Nr.11/2019, S.07

Papua-Neuguinea: Projekt gegen die Folgen der Dürre

Edda und Karl-Helmut Lechner, Norderstedt

Der Staat Papua-Neuguinea (PNG) liegt im Westen der Insel Neuguinea, der nach Grönland zweitgrößten Insel der Welt, und zu ihm gehören 600 äußere Inseln zwischen Salomon- und Bismarck-See an. Auch wenn seine Bewohner fotografisch immer noch das Bild des „edlen Wilden“ herzeigen müssen, hat dieser seit 1975 unabhängige Staat (zuletzt zu Australien gehörig) im letzten Jahrhundert eine rasante Entwicklung von der Steinzeit in die Moderne erlebt. Meist deutsche Missionare errichteten dort im 19. Jahrhundert die ersten Schulen, brachten medizinische Hilfe, aber auch die üblen Folgen der Kolonisation ins Land.

Die Landesfläche entspricht der Größe von Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen. Der Inselstaat ist sehr rohstoffreich an Gold, Kupfer, Nickel, Kobalt, Öl und Erdgas, aber durch die weit verbreitete Korruption und die ausländische Ausbeutung profitieren nur wenige Insulaner davon. Die sieben Millionen Einwohner kommen aus rund 1000 Volksgruppen, sprechen über 800 verschiedene Sprachen. PNG versteht sich als „christliches Land“, da dort 60% offiziell der protestantischen und 37% der katholischen Kirche angehören. Der Animismus mit seinem Glauben an Geister, Ahnen und überirdische Mächte ist nach wie vor stark verbreitet und man besinnt sich zurück auf alte lokale Traditionen.

Etwa 85 % der Bevölkerung leben in traditionellen Gemeinschaften, von denen viele in abgelegenen Küsten- oder Bergregionen liegen. Papua-Neuguinea ist eine ländliche Gesellschaft, viele Menschen sind auf Subsistenzwirtschaft und Fischerei angewiesen. Etwa die Hälfte der Arbeitskräfte arbeitet in der Landwirtschaft, die 15% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwirtschaftet. Zwar sind schätzungsweise 30% der Fläche für die Landwirtschaft geeignet, aber nur nur 2,2% werden für die kommerzielle Landwirtschaft genutzt. Insgesamt ist die landwirtschaftliche Produktivität in PNG aufgrund der geografischen Struktur, des Zugangs zu grundlegenden Kenntnissen und Betriebsmitteln und durch den unzureichenden Marktzugang sehr gering. Laut dem Nationalen Landwirtschaftsentwicklungsplan 2007–2016 betrug das Wachstum im Agrarsektor in den letzten zehn Jahren durchschnittlich nur etwa 1%, während das Bevölkerungswachstum durchschnittlich 2,7% betrug.

Nur eine geringe Zahl der Menschen verfügt über ein regelmäßiges Einkommen. Schätzungsweise sind über 2 Millionen Papua-Neuguineer, etwa 40% der Bevölkerung, arm und in Not. Diese Lage hat sich in den letzten Jahren vor allem in der Hochlandregion noch verschärft. Ursache dafür ist vor allem das Wetterphänomen des El Niño, der etwa alle drei bis sieben Jahre durch den Anstieg der Oberflächentemperatur des Pazifischen Ozeans im Osten an der südamerikanischen Küste zu Regenfällen und Flutkatastrophen, im Westlichen Pazifik dagegen zu einer strengen Dürre führt. Derzeit sind mehr als 1,8 Millionen Menschen im ganzen Land, vor allem aber in der Hochlandregion, von anhaltender Dürre und Frost betroffen. Die Ernten fallen aus, die Wasserversorgung versiegt, die Menschen hungern.

Ein neues Projekt im Hochland

Eine große Mehrheit der Bevölkerung ist bisher von lokal angebauten Regenpflanzen abhängig. Deshalb wurden die Landwirte bereits 2015 ermutigt, trockentolerante afrikanische Yams anzubauen, die als Yamspulver zum Kochen während der Trockenzeit genutzt werden könnten. Neue Projekte, auf Grund der Dürre im Jahr 2016 entstanden, sollen dazu beitragen, die Nahrungsmittelproduktion des Landes vor den Folgen des Klimawandels zu schützen. So verspricht die Regierung, Kleinbauern einen verbesserten Zugang zu langfristigen Wetter-Prognosen zu ermöglichen und die Gemeinden dabei zu unterstützen, fundiertere Entscheidungen über landwirtschaftliche Maßnahmen wie etwa einen günstigeren Fruchtwechsel zu treffen.

Ein eigenes auf fünf Jahre angelegtes Projekt wurde jetzt von dem Social Science Research Program von ACIAR (Australian Centre for International Agricultural Research) unter der Leitung von Dr. Jayne Curnow in Angriff genommen und finanziert. „Wir wissen aus den Daten, dass diese extremen Wetterereignisse künftig häufiger auftreten werden,“ sagt Dr. Curnow. „Wenn wir den Landwirten saisonale Prognosen zur Verfügung stellen können, um fundierte Entscheidungen darüber zu treffen, was sie wann anbauen, dann werden die Gemeinden in Zukunft besser auf ähnliche Ereignisse vorbereitet sein.“ Neu dabei ist, dass sichergestellt werden soll, dass die Verteilung der saisonalen Prognosen zukünftig neben den Männern nun auch gezielt die Frauen erreicht. Das sei entscheidend für den Erfolg des Projektes.

https://www.aciar.gov.au/publications-and-resources/news/Informing-climate-smart-agriculture-PNG#targetText=Informing%20climate-smart%20agriculture%20in%20PNG&targetT