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Nr.12/2019, S.02b

FAZ Kriegserinnerungen – Ein Ruhmesblatt?

Martin Fochler, München. Nachdem der Rezensent eines offiziösen militärgeschichtlichen Werkes (Kriemann, Der Kosovokrieg, ib FAZ, 8.10.) mitteilte, in diesem offiziösen Werk werde die Anerkennungspolitik der BRD als „Öffnen der Büchse der Pandora“ charakterisiert, (siehe PB 11), rühmt Klaus-Dieter Frankenberger, für die Außenpolitik verantwortlicher FAZ-Redakteur, am 1.12. sein Blatt für dessen Tatbeitrag: „Es gibt Staaten, die verdanken ihre Unabhängigkeit den Kommentaren der Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Dankbarkeit in Ländern Südosteuropas gelte „der Rolle, welche die Zeitung in den jugoslawischen Nachfolgekriegen spielte. In Kroatien ist man noch heute dem früheren Herausgeber Johann Georg Reißmüller dankbar, weil er den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl wesentlich bei dessen Entscheidung beeinflusste, die Unabhängigkeit Kroatiens (und Sloweniens) anzuerkennen.“ Am 27.11. berichtet die Zeitung, dass die Staatspräsidentin Kroatiens, Kolinda Grabar-Kitarović den im vergangenen Jahr verstorbenen ehemaligen Herausgeber der FAZ „posthum mit dem Fürst-Branimir-Orden ‚für besondere Verdienste bei der internationalen Anerkennung Kroatiens‘“ ausgezeichnet hat. Dazu führt die FAZ unter Berufung auf Jürgen Crobog, der seinerzeit politischer Direktor des Auswärtigen Amts gewesen war, aus, Reißmüller habe „durch seine Leitartikel die Jugoslawien-Politik des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl getrieben und dessen Regierung in der Anerkennungsfrage unter erheblichen Handlungsdruck gesetzt.“ – Eine kritische Prüfung der damaligen Vorgänge sollte die Frage behandeln, ob die BRD-Diplomatie das Risiko des entsetzlichen Bürgerkriegs ausgeblendet oder ob sie diese Gefahr billigend in Kauf nahm.

Bild: https://www.faz.net/aktuell/70-jahre-f-a-z/f-a-z-im-ausland-die-zeitung-ist-der-kompass-16457311.html