Politische Berichte Nr. 5/2020 (PDF)02a
Blick auf die Medien

Konjunktur und Arbeitsmarkt – große Unsicherheit bei den Experten

Alfred Küstler, Stuttgart. Stellvertretend drei Aussagen zur Wirtschaftsentwicklung und den Aussichten für den Arbeitsmarkt, alle gezeichnet von einem gewissen Optimismus, aber großer Unsicherheit.

22.9.2020, ifo Konjunkturprognose Herbst 2020, deutsche Wirtschaft weiter auf Erholungskurs. In Deutschland wird die Wirtschaftsleistung im Jahresdurchschnitt voraussichtlich um 5,2% niedriger sein als im Jahr 2019. Beim unterstellten Erholungstempo wird das Bruttoinlandsprodukt erst im vierten Quartal 2021 sein Vorkrisenniveau erreichen. Die jahresdurchschnittliche Wachstumsrate liegt dann im kommenden Jahr bei 5,1%. 2022 wird sich die Erholung fortsetzen und das Bruttoinlandsprodukt weiterhin überdurchschnittlich mit 1,7% zulegen.

Der gesamtwirtschaftliche Ausblick ist mit vielen Unwägbarkeiten verbunden. Zum einen nimmt das Infektionsgeschehen mit dem Coronavirus seit dem Sommer vielerorts wieder zu und in manchen Ländern wurden erneut Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ergriffen. In der vorliegenden Prognose wird unterstellt, dass diese Maßnahmen regional und zeitlich begrenzt sein werden, so dass sich die Konjunktur wie skizziert nur langsam erholt. Ein erneuter Shutdown in Deutschland oder in einem der Partnerländer hätte das Potenzial, eine zweite Rezession auszulösen. Zum anderen wurden durch die Corona-Pandemie andere Krisenherde nicht entschärft. So wird für die Prognose unterstellt, dass ein harter Brexit oder eine Eskalation des US-Handelskrieges ausbleiben. Ungewiss ist weiterhin, mit welchen konjunkturellen Folgen der Strukturwandel in der deutschen Automobilindustrie einhergehen wird.

https://www.ifo.de/ifo-konjunkturprognose/20200922

30.9.2020 Bundesagentur für Arbeit: Arbeitsmarktbericht September: Der Einbruch im zweiten Quartal ist aber bei weitem noch nicht wettgemacht. Zudem bergen die aktuell steigenden Corona-Infektionszahlen Risiken für die Binnennachfrage wie für den Außenhandel. Der Arbeitsmarkt steht weiter unter Druck, es zeigen sich aber leichte Zeichen der Besserung. Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung haben sich stabilisiert, unterschreiten aber deutlich die Vorjahreswerte. Auch die gemeldete Nachfrage nach neuen Mitarbeitern hat sich gefangen, bleibt aber auf einem niedrigeren Niveau. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) sind im September im Zuge der einsetzenden Herbstbelebung kräftig gesunken. Auch saisonbereinigt waren Rückgänge zu verzeichnen. Der Einfluss der Corona-Krise zeigt sich aber weiterhin in einem deutlich höheren Niveau von Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung als im Vorjahr. Nach wie vor wird der Arbeitsmarkt durch den massiven Einsatz von Kurzarbeit stabilisiert.

https://www.arbeitsagentur.de/datei/arbeitsmarktbericht-september-2020-_ba146655.pdf

14. September 2020: Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), Konjunkturprognose: 1. Der private Konsum liegt in diesem Jahr 6 ½ Prozent unter dem Vorjahresniveau. Voraussichtlich werden viele Bundesbürger größere Anschaffungen, die sie eigentlich erst für 2021 geplant haben, vorziehen, um die Mehrwertsteuersenkung zu nutzen. Das wird zwar zu einem kleinen Einbruch im ersten Quartal 2021 führen. Im Jahresverlauf wächst der Konsum dann aber um knapp vier Prozent. 2. Unternehmen investieren in wirtschaftlichen Krisenzeiten typischerweise deutlich weniger – entsprechend schrumpfen die Investitionen in diesem Jahr um fast 20 Prozent. Stabilisiert sich die Weltwirtschaft weiter, ist aber auch hier Erholung in Sicht: Die IW-Konjunkturexperten rechnen für 2021 mit einem Zuwachs von 12 ½ Prozent. 3. Im ersten Halbjahr haben die Bundesbürger nicht mehr so kräftig gebaut. Kein Wunder: Kurzarbeit und Unsicherheit lassen viele von größeren Projekten zurücktreten. Dennoch wird bei Bauvorhaben im laufenden Jahr ein Wachstum von zwei Prozent erreicht, für 2021 sind noch 1½ Prozent realistisch. 4. Die Pandemie hat die Weltwirtschaft und damit auch den deutschen Außenhandel stark beeinträchtigt, die Exporte liegen im Jahresdurchschnitt 13¾ Prozent unter den Werten des Vorjahres. 2021 wachsen sie um 9½ Prozent. Die Importe sinken in diesem Jahr um 9¾ Prozent und steigen im kommenden Jahr um 9½ Prozent. 5. Die Pandemie trifft den deutschen Arbeitsmarkt mit deutlich mehr Wucht als die Finanz- und Wirtschaftskrise 2009. Zwar sorgt die Kurzarbeit dafür, dass Unternehmen nicht allzu viele Mitarbeiter entlassen müssen – dennoch sinkt die Zahl der Erwerbstätigen in diesem Jahr um 350000.

https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/beitrag/michael-groemling-wirtschaftsleistung-sinkt-um-6-14-prozent.html