Politische Berichte Nr. 5/2020 (PDF)28
Dislussion/Dokumentation

Covid-19 als Herausforderung linker Politik

Dok: Erhöhte Sterblichkeit durch Covid-19-Erkrankungen

Einwurf: Wie gefährlich ist Covid-19 wirklich?

Dok: Erhöhte Sterblichkeit durch Covid-19-Erkrankungen

Hier zunächst eine Pressemitteilung und die dazugehörige Grafik des Statistischen Bundesamts vom 2. Oktober 2020:

„Die Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus stellen weltweit die Gesundheitssysteme vor große Herausforderungen. Die Zahl der Todesfälle in diesem Zusammenhang variiert von Land zu Land. Wie groß sind die direkten und indirekten Auswirkungen der Pandemie auf die Gesamtzahlen der Sterbefälle in Deutschland? Zur Beantwortung dieser Frage stellt das Statistische Bundesamt vorläufige Auszählungen von Sterbefallmeldungen der Standesämter tagesgenau als Sonderauswertung zur Verfügung, bevor die regulären Ergebnisse der amtlichen Sterbefallstatistik vorliegen. Aktuell ist eine solche Auszählung bis zum 6. September 2020 darstellbar.

Bei der Betrachtung des Jahresverlaufes in der Sterbefallstatistik sind die typischen Schwankungen während der Grippezeit von ungefähr Mitte Dezember bis Mitte April zu beachten. Dies wird beim Blick auf die Zahlen aus den Vorjahren deutlich: Im März 2019 starben beispielsweise etwa 86500 Menschen. Im März 2018, also in einem Jahr, als die Grippewelle besonders heftig ausfiel, waren es 107 100. Auch ohne Corona-Pandemie können die Sterbefallzahlen demnach insbesondere in der typischen Grippezeit stark schwanken.

Betrachtet man die Entwicklung im Jahr 2020 nach Kalenderwochen, dann haben sich von der 13. bis zur 18. Kalenderwoche (23. März bis 3. Mai) durchgehend und deutlich erhöhte Sterbefallzahlen im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 gezeigt. In der 15. Kalenderwoche (6. bis 12. April) war die Abweichung mit 14 % über dem vierjährigen Durchschnitt am größten. Auch die Zahl der Covid-19-Todesfälle, die beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet werden, erreichte in dieser Woche ihren Höchststand. Im gesamten April lag die Zahl der Gestorbenen mit derzeit etwa 83 700 gemeldeten Fällen deutlich über dem Durchschnitt der Vorjahre (+10 %).

Seit der 19. Kalenderwoche (4. bis 10. Mai) lagen die Sterbefallzahlen nach der vorläufigen Auszählung zunächst wieder im Bereich des Durchschnitts der Vorjahre oder schwankten darum. Mitte Juli hatten die Sterbefallzahlen ein Minimum erreicht. Im August waren die Sterbefallzahlen allerdings im Zuge der Hitzewelle wieder erhöht. Ein deutliches Maximum gab es in der 33. Kalenderwoche (10. bis zum 16. August). Hier lagen die Sterbefallzahlen 19 % über dem Durchschnitt. Dieser ist von zeitlich unterschiedlich verlaufenden Hitzeperioden der Vorjahre beeinflusst.“

Vorsichtige Schlussfolgerung:

Die Interpretation der Sterbedaten, zumal wenn sie auch noch nicht endgültig sind, ist nicht einfach. Es deutet jedoch alles daraufhin, dass im März, April dieses Jahres eine erhöhte Sterblichkeit durch Infektionen mit dem Corona-Virus zu beobachten war, die im Bereich einer starken Grippewelle lag (wobei es zum Glück im Gegensatz zu Vorjahren keine schwere Grippewelle gab). Eine weitere Beurteilung wird nach Ablauf des ganzen Jahres möglich werden. Bringen die jetzt steigenden Infektionszahlen wieder eine höhere Sterblichkeit? Es steht erst nach ca. drei bis vier Wochen nach einer Infektion fest, ob die Infektion glimpflich ausging oder tödlich.

In den europäischen Statistiken spiegelt sich die sehr starke Abhängigkeit von Sterblichkeit und Alter wider (Grafik 2). Dargestellt sind die kumulierten Zahlen für Übersterblichkeit in den Jahren 2018 bis 2020 gegenüber dem Durchschnitt früherer Jahre. In absoluten Zahlen nimmt die Übersterblichkeit in den höheren Altersgruppen immer zu, gleich ob Influenza, Hitzewelle, Covid-19 oder was immer die Todesursache ist. Auffällig ist aber, dass die Übersterblichkeit 2020 in den hier aufgeführten 24 europäischen Ländern (BRD ist nur mit Hessen und Berlin dabei) erstens mit bisher rund 100 000 Toten mehr gegenüber 2018/19 deutlich ist und zweitens bei Kindern und jüngeren Personen gar nicht auftritt.Abb. (PDF): Sterbezahlen wöchenlich und nach Altersklassen