Politische Berichte Nr. 6/2020 (PDF)17a
Gewerkschaften/Soziale Bewegungen

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Krise des Europäischen Automobilsektors

Rolf Gehring, Brüssel. Der europäische Gewerkschaftsverband IndustriAll hatte bereits im Juni eine Erklärung zur europäischen Automobilindustrie vorgelegt. Sie kombiniert die Covid-19-Krise und die anstehenden Umbrüche im Automobilsektor, um dann Aspekte der Krise des Sektors und seiner Perspektiven zu beschreiben, Momente einer Dekarbonisierung und Digitalisierung des Sektors zu listen und für eine politisch durchzusetzende Stärkung des europäischen Marktes zu argumentieren. Mit der Kombination von Covid-19-Krise und technologischer Transformation erliegt IndustriAll allerdings der Lockung, das aktuelle 750 Mrd. Programm der Kommission zur Finanzierung des Strukturwandels im Sektor mobilisieren zu wollen.

Inhaltlich listet das Papier unter dem Stichwort Dekarbonisierung Handlungsfelder auf, darunter Technologieallianzen, Bedeutung des Sektors für andere Grundstoffindustrien, Weiterbildung / Umschulung, Infrastruktur (Ladepunkte), das Recycling, die Bedeutung der Automobilindustrie für europäische Regionen, Probleme der Zulieferindustrien. Es schweigt aber zu den eigentlich offenen Fragen der Mobilität insgesamt, den Antriebstechniken oder den verarbeiteten Materialen. Unter dem aktuellsten aller Schlagworte „Green Deal“ wird die Elektrifizierung des Automobils und seine Digitalisierung eher als Fakt genommen denn als Aspekte der Entwicklung. Zwar wird Unterstützung für betroffene Automobilregionen gefordert, ein Konzept, den Umbruch auch für eine ausgewogene Entwicklung der europäischen Regionen insgesamt zu nutzen, allerdings nicht erörtert.

Und dann scheint auch noch ein Anflug von Europa First auf, wenn gefordert wird, die Automobilindustrie und ihre Wertschöpfungsketten „weitgehend“ in Europa zu halten. „IndustriAll kann es nicht akzeptieren, dass massiv öffentliche Gelder verwendet werden, um den Import von Autos aus Drittländern anzukurbeln, während Tausende von Arbeitsplätzen in der europäischen Automobilindustrie bedroht sind.“

Abb. (PDF): Verbandslogo