Politische Berichte Nr. 1/2021 (PDF)17a
Gewerkschaften/Soziale Bewegungen

IG Metall: Tarifbewegungen in Corona-Zeiten

Rüdiger Lötzer, Berlin. Bei der IG Metall haben trotz Corona gleich mehrere Tarifbewegungen begonnen:

rIn der Metall- und Elektroindustrie sind die Tarifverträge zum 31.12.2020 ausgelaufen und gekündigt. Hier hat die IG Metall mehrere Forderungen aufgestellt. Sie will Gehaltserhöhungen, weitere Verbesserungen der tariflichen Freistellungsregeln (seit 2019 gibt es acht zusätzliche freie Tage für Beschäftigte in Drei-Schicht und Kontischicht, mit Kindern und mit Pflegefall in der Familie) und tarifliche Zukunftssicherungen für Betriebe, in denen der Technologiewandel (E-Mobilität, neue Energienetze usw.) im Vordergrund steht. Das Gesamtpaket der geforderten Verbesserungen soll ein Volumen von 4% umfassen. In den ersten Verhandlungen haben die Arbeitgeber nur die Backen aufgeblasen und die Forderungen als „unbezahlbar“ und „völlig weltfremd“ abgelehnt. Am 1. März endet die Friedenspflicht. Dass die IG Metall auch in Corona-Zeiten aktionsfähig ist, haben Aktionen bei Conti, Hitachi ABB und anderswo gezeigt. Hinzu kommt: Konzerne wie VW, Daimler, Siemens, Unternehmen der Medizintechnik, in der Chipfertigung und im ITK-Sektor melden starke Auftragslagen und starke Jahresabschlüsse. Allzu übermütig sollten die Arbeitgeber also nicht sein.

• In der Textil- und Bekleidungsindustrie liefen die Tarifverträge für die etwa 100 000 Beschäftigten zum 31. Januar 2021 aus, die Friedenspflicht endete damit in dieser Branche. Nachdem auch die dritte Verhandlungsrunde am 29./30. Januar ohne Ergebnis endete, kündigte die IG Metall für Mitte Februar erste Warnstreiks an. Das „Angebot“ der Arbeitgeber war unverschämt: 26 Monate Laufzeit, für 2021 nur eine „Einmalzahlung“ von 200 Euro, ab 1.4.22 1,1% mehr Entgelt, ab 1.12.22 weitere 1,2%.

• In der Eisen- und Stahlindustrie enden die Tarifverträge und damit auch die Friedenspflicht im Nordwesten und im Osten am 28.2.21, im Saarland am 31.5.21. Hier beraten die Tarifkommissionen noch über ihre Forderungen.

Bei der Volkswagen AG gilt ein Haustarifvertrag, dort ist die Friedenspflicht am 28.1.21 ausgelaufen. Die IG Metall fordert hier ähnlich wie bei M+E 4 Prozent Volumenverbesserung durch Entgelterhöhungen und bessere Freizeitregelungen, außerdem 1400 garantierte duale Ausbildungsplätze für jedes Jahr in den kommenden zehn Jahren. Die zweite Verhandlungsrunde am 29.1. verlief erneut enttäuschend, die Arbeitgeber haben kein Angebot gemacht.