Politische Berichte Nr. 2/2021 (PDF)18b
Gewerkschaften/Soziale Bewegungen

IG Metall: NRW-Tarifabschluss wird übernommen. Mehr Geld und kürzere Arbeitszeit

Rüdiger Lötzer, Berlin

Mit einer unter Corona-Bedingungen am Ende überraschend hohen Teilnahme an den Warnstreiks (laut IG Metall insgesamt eine Million Warnstreikende) hat die IG Metall nach den Tarifabschlüssen für Textil und Stahl nun auch in der Metall- und Elektroindustrie einen Tarifabschluss in NRW für dort 700 000 Beschäftigten erreicht, der von beiden Tarifvertragsparteien bundesweit zur Übernahme empfohlen wird. Am 1. April war der Abschluss bereits in Baden-Württemberg und in Mitte (Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland) übernommen. Hier die Eckpunkte:

– Im Juni gibt es 500 Euro „Corona-Prämie“ für alle Beschäftigten, Azubis bekommen 300 Euro;

– Ab 1. Juli zahlen die Arbeitgeber ein monatliches „Transformationsgeld“ von 2,3%. Dieses Transformationsgeld kommt im Februar 2022 erstmals zur Auszahlung (dann sind es 18,4% eines Monatsentgelts) und danach jährlich im Februar 27,6% (2,3% mal 12). Dieses „Transformationsgeld“ bleibt auch in Zukunft als jährliche Sonderzahlung erhalten. Bei entsprechender Betriebsvereinbarung zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber kann es in Freizeit umgewandelt werden und ist damit faktisch – zusammen mit Leistungen aus fortgeltenden früheren Tarifverträgen wie den „Beschäftigungssicherungs“-Tarifverträgen seit der Finanzkrise und dem Tarifvertrag „T-Zug“ aus 2018 – die Möglichkeit, bis zu drei Jahre lang eine Vier-Tage-Woche einzuführen. In diesen drei Jahren sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Das soll Betrieben und Beschäftigten mehr Flexibilität zwischen Geld und Arbeitszeit verschaffen und bei der Bewältigung von Transformationskrisen – oft verbunden mit Auftragsschwankungen, Weiterbildung etc. – zu mehr Sicherheit verhelfen.

– Erstmals gelten alle Tarifverträge auch für dual Studierende. Das sind allein in Baden-Württemberg 10 000 junge Beschäftigte, für die die Arbeitgeber bisher jede Tarifgeltung verweigert hatten. Sie haben nun Anspruch auf tarifgerechte Eingruppierung, bessere Bezahlung, Sonderzahlungen, mehr Urlaub usw.

Die Arbeitgeber hatten dieses Mal mit Verweis auf Corona die Backen kräftig aufgeblasen und im Vorfeld den Abbau tariflicher Leistungen und eine erneute Nullrunde verlangt. Das ist jetzt vom Tisch. Offen war bei Redaktionsschluss, ob die von der IG Metall lange geforderte Angleichung der Arbeitszeit in Ost an West nun endlich kommt. Darüber wird insbesondere für das Tarifgebiet Berlin-Brandenburg-Sachsen noch verhandelt.<(p>