Politische Berichte Nr. 3/2021 (PDF)09
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Neustart der EU-Industriepolitik? Rüdiger Lötzer, Berlin, Rolf Gehring, Brüssel Italien: Keine Aussicht auf eine echte Industriepolitik, Paola Giaculli, Berlin Spanien: „Modernisierung der wichtigsten Produktionsbereiche“, Claus Seitz, San Sebastian

Spanien: „Modernisierung der wichtigsten Produktionsbereiche“

Claus Seitz, San Sebastian

Im Zeitraum von 2021 bis 2023 will Spanien knapp 70 Milliarden Euro aus den Europäischen Wiederaufbaufonds hauptsächlich in den grünen (39,12 %) und digitalen (29 %) Umbau und die Modernisierung der Wirtschaft investieren.

Im „Wiederaufbauplan Spanien“ der Regierung heißt es: „Ein bedeutender Teil wird investiert in die nachhaltige Mobilität, in den Wiederaufbau von Ökosystemen, den industriellen Umbau und die Modernisierung der wichtigsten Produktionsbereiche.“

Wichtige direkte Investitionsprojekte – im Fokus Industriepolitik

Nachhaltige Mobilität im städtischen Umfeld (6,54 Milliarden Euro): Schaffung städtischer Zonen mit niedrigen Emissionen; Ausbau öffentlicher Nahverkehr; Verbesserung von Kapazität, Qualität und Zuverlässigkeit des urbanen Schienennahverkehrs.

Investitionen in die Infrastruktur für die Nutzung von Elektrofahrzeugen: Ein öffentlich-privates Konsortium unter Führung von Seat, Volkswagen-Gruppe und dem Energiekonzern Iberdrola plant die Entwicklung der gesamten Infrastruktur für die Produktion und Nutzung vernetzter Elektroautos in Spanien. Seat will ab 2025 in Martorell 5 Milliarden Euro investieren und jährlich 500 000 kleine Elektroautos (Preis ca 20 000 Euro) produzieren. Bis 2023 sollen 50 000 Elektro-Ladestationen errichtet werden. Bestandteil des Projekts ist der Aufbau einer Batteriefabrik (Beginn mit 20 Gigawatt, Ausbau auf die doppelte Kapazität). In der Provinz Caceres (Extremadura) liegen bedeutende Lithium-Vorkommen.

Strategie für nachhaltige, sichere und vernetzte Mobilität (6,67 Milliarden Euro): Investitionen in Bau und Modernisierung der Bahninfrastrukturen auf den transeuropäischen Transportstrecken entlang des Mittelmeers und des Atlantiks. Modernisierung von Logistikterminalen und Häfen. Nur 4 % des spanischen Güterverkehrs erfolgt über die Schiene, man will den Anteil der Bahn auf 10 % steigern.

Energetischer Wandel (6,39 Milliarden Euro): Entwicklung erneuerbarer, innovatorischer Energie integriert in produktive Prozesse, Energieumbau auf den Inseln. Ausbau der Energiespeicherung. Positionierung Spaniens als technologischer Referenz in Produktion und Nutzung erneuerbaren Wasserstoffs, Schaffung innovatorischer Wertschöpfungsketten; sauberer Wasserstoff als notwendige Technologie zur Dekarbonisierung. In die Schaffung eines nationalen Clusters „erneuerbarer Wasserstoff“ sind alle führenden spanischen Energieversorger (Iberdrola, Endesa, Naturgy, Repsol) involviert.

Programm für Gebäuderenovierung und städtische Regeneration (6,82 Milliarden Euro).

Neue spanische Industriepolitik 2030 (3,78 Milliarden Euro): Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit der verarbeitenden Industrie zu stärken. Dabei Impulse für kleine und mittlere Unternehmen (4,89 Milliarden Euro): Förderung von Unternehmergeist, Wachstum, Digitalisierung und Innovation kleinerer Unternehmen. Unternehmen mit 50 und weniger Beschäftigten machen in Spanien 99,3 % der Firmen aus.

Digitale Vernetzung, Cybersicherheit, G-5-Netz (4 Milliarden Euro): Ausbau des superschnellen Breitbands auf dem gesamten spanischen Territorium, Ausbreitung 5-G-Netz, Stärkung der Cybersicherheit. Man strebt an, zu einem internationalen Zentrum in Infrastruktur und Kompetenz in Cybersicherheit zu werden.