Politische Berichte Nr.4/2021 (PDF)02a
Blick auf die Medien

Militärrabbinat wird eingerichtet

Karl-Helmut Lechner; Norderstedt. Erstmals nach rund 100 Jahren gibt es jetzt wieder eine jüdische Militärseelsorge. Nach der Weimarer Republik hatten die Nazis diese Einrichtung durch die Shoa vernichtet. Auch nach 1945 war es in der neuen Bundeswehr nahezu undenkbar, dass überhaupt jüdische Soldatinnen und Soldaten dort Dienst tun.

Im Dezember 2019 wurde nun zwischen der Bundesverteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer und dem Zentralrat der Juden ein Militärseelsorge-Staatsvertrag abgeschlossen. Er entspricht den Abmachungen, die bereits 1956 mit der evangelischen und der katholischen Kirche abgeschlossen wurden. Analog zu dem Evangelischen Kirchenamt für die Bundeswehr und dem Katholischen Militärbischofsamt wird 2021 in Berlin ein Jüdisches Militärrabbinat eingerichtet werden. Seine religiöse Leitung untersteht dem Militärbundesrabbiner, der vom Zentralrat der Juden bestimmt wird. Entsprechend den christlichen Pendants sollen die jüdischen Seelsorgerinnen und Seelsorger jüdische Soldatinnen und Soldaten und ihre Angehörigen im In- und Ausland begleiten und ihnen eine bessere Religionsausübung ermöglichen. In diesem Sinne werden sie auch am „Lebenskundlichen Unterricht zur ethischen Bildung“ (LKU) der Bundeswehr mitwirken.

Das Militärrabbinat ist eine Bundesoberbehörde mit Sitz in Berlin. Der oberste jüdische Militärseelsorger ist der Militärbundesrabbiner. Die jüdische Militärseelsorge soll in allen Bereichen stattfinden, also bei der Marine, beim Heer und der Luftwaffe. Die Leiterin bzw. der Leiter des Militärrabbinats am Berliner Standort ist für die administrative Geschäftsleitung zuständig. Darüber hinaus werden Referatsleiter- und Referentenstellen eingerichtet werden, z.B. für die Bereiche Seelsorge, Aus- und Fortbildung sowie theologische Grundsatzangelegenheiten. Wie die Militärbischöfe mit den Kirchen wird der Militärbundesrabbiner im Dienstverhältnis mit dem Zentralrat der Juden stehen, während die Militärrabbinerinnen und -rabbiner und die Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter im Dienst des Bundesministeriums der Verteidigung zugeordnet sind.

Die Partei Die Linke übt grundsätzliche Kritik an der Form einer vom Militär bezahlten und organisierten Seelsorge – von welcher Religionsgemeinschaft auch immer. Stattdessen sollte es nach ihrer Vorstellung eine Soldatenseelsorge geben, deren Finanzierung und Organisation vollständig in den Händen der Religionsgemeinschaften läge. Unter dem Gesichtspunkt der gesellschaftlichen Gleichstellung und Gleichberechtigung der Jüdischen Gemeinschaft in unserer Gesellschaft ist das neue Militärrabbinat aber ein Fortschritt.

Vgl.: https://www.zentralratderjuden.de/der-zentralrat/institutionen/militaerrabbinat/