Politische Berichte Nr.6/2021 (PDF)18c
Gewerkschaften/Soziale Bewegung

Cadiz: Tarifvertrag nach 9 Tagen Streik

Claus Seitz, San Sebastián

Ein in ganz Spanien aufsehenerregender Streik der Metallarbeiter der Provinz Cadiz (Südspanien), begleitet von Straßenschlachten, dem Einsatz von Gummigeschossen und Panzerwagen, wurde nach neun Tagen mit einem Kompromiss beendet. Die Metallindustrie in der Provinz ist geprägt von der Luft- und Raumfahrtindustrie mit Airbus an der Spitze, Schiffsbau und Automobilproduktion.

Der neue Tarifvertrag für die ca. 25 000 Betroffenen soll eine Laufzeit von drei Jahren haben, von 2021 (rückwirkend) bis Ende 2023. Er sieht für jedes Jahr eine Anhebung der Tarife um mindestens 2 Prozent vor, sowie am Anfang jedes Folgejahres einen nachträglichen 80prozentigen Ausgleich der Differenz zwischen offizieller Inflationsrate und den 2 %, der in dieser Höhe auch in die Tariftabellen eingerechnet werden soll. Nach Ablauf des Tarifvertrages Anfang 2024 sollen noch bestehende Differenzen zwischen Inflationsrate und Tariferhöhungen durch Erhöhungen der Tarife kompensiert werden.

Der Tarifvertrag wurde von den Mehrheitsgewerkschaften UGT und CCOO ausgehandelt und auf Gewerkschaftsversammlungen angenommen.

Die zwischen 3 000 und 9 000 befristet Beschäftigten werden lediglich die 2% erhalten. Die „Koordinatorin der Metallarbeiter“ (CTM) und die anarchosyndikalistische CGT, in denen befristete Arbeiter organisiert sind, lehnen den vereinbarten Vertrag ab. CTM spricht von einem „Krümelvertrag“.

Als neues Element wurde auf Druck der Gewerkschaften die Einrichtung einer paritätischen Kommission zur Überwachung der Einhaltung des Tarifvertrags und der vereinbarten Arbeitszeiten und Überstunden eingerichtet, zu der als Gäste überwachende Behörden eingeladen werden sollen, offensichtlich Resultat entsprechend schlechter Erfahrungen der Gewerkschaften in der Vergangenheit.

Die Schärfe des Streiks und seine starke Unterstützung in der Bevölkerung, u.a. führten die Studenten der Provinz einen Solidaritätsstreik durch, findet seine Erklärung in einem seit Jahrzehnten anhalten Niedergang der regionalen Metallindustrie, insbesondere des Schiffbaus, begleitet von einem extremen Anstieg prekärer Arbeitsverhältnisse und der zweithöchsten Arbeitslosenquote der spanischen Provinzen (derzeit 23,16 %). Als ein typisches Gesicht des Metallerstreiks stellte El País am 24.11. einen 47-Jahre alten Familienvater vor, der beschäftigt bei einem Subunternehmen, 1200 Euro netto verdient. Um mit 120 Überstunden pro Monat gerade mal 2100 Euro netto zu erreichen, „lebt er quasi auf den Werften“.

Abb. (PDF): Logo UGT, CCOO