Politische Berichte Nr.4/2021 (PDF)18
Gewerkschaften / Soziale Bewegungen

Blitzlichter Niedriglöhne

Zusammengestellt von Rolf Gehring, Brüssel

Belgien: Am 8. Juni haben die Tarifparteien eine branchenübergreifende Vereinbarung zu Fragen des Mindestlöhnen, Überstunden und Berufsausstieg behandelt, die von den drei Gewerkschaftsbünden CSC (christlich), CGSLB (liberal) und FGTB (sozialistisch) getragen wird.

Der Tarifvertrag sieht eine Erhöhung des Mindestlohnes vor, mehr Flexibilität bei Überstunden und Maßnahmen beim Berufsausstieg. Nach Billigung durch die Mitglieder der Tarifparteien prüft die Regierung den Vertrag und dieser wird danach, sollte sie kein Veto einlegen, allgemeinverbindlich. Der Mindestlohn wird mit einer Steigerung von 75 Euro dann auf knapp 1700 Euro brutto pro Monat erhöht.

Quelle: https://www.vrt.be/vrtnws/en/2021/06/08/agreement-on-minimum-wage-overtime-and-end-of-career-measures/

Lettland: Daten des zentralen Statistikamtes weisen eine Vergrößerung des Gender Pay Gap aus. Im Jahr 2020 war der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen um 22,3% niedriger als der der Männer. Damit hat sich der Abstand in den letzten zwei Jahren um 2,7 Prozentpunkte vergrößert.

Als verursachende Faktoren gelten wesentlich traditionell bedingte Diskriminierungen bei sozialen Aspekten wie Alter, formaler Bildung, leichterer Zugang von Männer in höhere Positionen, aber auch die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden oder der Anteil von Frauen in dem jeweiligen Wirtschaftszweig.

Quelle: https://eng.lsm.lv/article/economy/employment/gender-pay-gap-continues-to-rise-in-latvia.a409267/

Litauen: Der Gender Pay Gap in Litauen verringert sich. Das Statistikamt meldet, dass sich die Differenz im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozentpunkte auf insgesamt durchschnittlich 12,1% verringert hat. Ausgenommen aus der Erhebung sind die Land- und Forstwirtschaft sowie die Fischerei. Die größten Lohunterschiede finden sich in der Finanz- und der Versicherungswirtschaft, wo er im Durchschnitt 33,8% betrug, gefolgt von der Informations- und Kommunikationsbranche (28,8%) sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen (27,1%).

Quelle: https://www.delfi.lt/en/business/gender-pay-gap-narrows-to-121-pct-in-2020.d?id=87504029

Malta: In Malta hinkt der Mindestlohn der Entwicklung der Durchschnittslöhne hinterher. Anders als in den meisten anderen EU-Ländern stiegen die durch Tarifvereinbarungen erzielten Durchschnittlöhne schneller. Zwischen 2020 und 2021 ist der Mindestlohn in Malta nur um 1,1% gestiegen. Trotz dieses geringen Anstiegs bleibt der Mindestlohn auf Malta mit 785 € deutlich höher als in osteuropäischen Ländern wie Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Lettland. Andere osteuropäische Länder wie Polen und die Slowakei holen schnell auf. Slowenien, dessen Mindestlohn in den letzten zehn Jahren stark gestiegen ist, hat den von Malta übertroffen und hat jetzt einen Mindestlohn von 1100 Euro im Monat. Im Jahr 2009 hatte Slowenien noch einen Mindestlohn von 589 Euro im Monat, was niedriger war als Maltas 630 Euro. Jetzt liegt der slowenische Mindestlohn um 315 Euro höher als der maltesische.

Quelle: https://www.maltatoday.com.mt/news/national/110233/minimum_wage_out_of_step_with_average_wages_in_malta#.YOhWtZgzY_l

Portugal: Der Gender Pay Gap in Portugal ist nach wie vor hoch. 26% der Frauen haben in 2020 den Mindestlohn erhalten, was häufig zu Armut trotz Arbeit führt. Das Amt für Sozialstatistik (CGTP) weist aus, dass 8,5% der Erwerbstätigen in Armut leben. Die vom nationalen Statistikinstitut ausgewiesenen Zahlen sagen, dass insgesamt 827 000 Beschäftigte im Jahr 2020 den nationalen Mindestlohn erhielten. Der Zahl der mindestlohnbeziehenden Frauen betrug 424 000.

Quelle: https://www.theportugalnews.com/news/2021-06-04/more-than-a-quarter-of-working-women-earn-national-minimum-wages/60193

Serbien: Im Jahresvergleich stiegen die durchschnittlichen Bruttolöhne in Serbien im April dieses Jahres real um 7,2%, nach einem Anstieg von 7,5% im März. Dies teilte das statistische Zentralamt (SORS) Ende Juni mit. Zwar wird die Teuerungsrate für das Jahr 2020 für Serbien mit 1,7% und die Schätzungen für dieses Jahr mit 2,2% angegeben, die Nettolöhne fielen dennoch. Auf Monatsbasis ging der durchschnittliche Nettolohn im April um real 1,6% zurück und im März war er bereits im Jahresvergleich um 4,3% zurückgegangen. Die für April berechneten Bruttolöhne werden mit 89582 Dinar (769,90 Euro) ausgewiesen, während die Nettolöhne mit 64948 Dinar (423,10 Euro) ausgewiesen werden.

Quelle: https://bbj.hu/economy/statistics/figures/serbian-real-net-wage-up-in-april