Politische Berichte Nr.2/2022 (PDF)02a
Blick auf die Medien

Weltraumnutzung: Guter Beschluss – aber wie ist die Praxis?

Alfred Küstler, Stuttgart. Ende letzten Jahres hat die UN-Vollversammlung einen Beschluss zur Verringerung der Weltraumbedrohungen durch Normen, Regeln und Grundsätze für verantwortungsvolles Verhalten gefasst – mit Zustimmung aller Weltraummächte. In dem Beschluss (A/RES/76/231 vom 24.12.2021) wird auch festgehalten, dass in den nächsten Jahren Tagungen und Arbeitsgruppen stattfinden sollen, die das Thema Verhütung eines Wettrüstens im Weltraum behandeln und zu konkreten weiteren Maßnahmen bringen sollen.

Das Thema ist schon länger im Blickpunkt der Vereinigten Nationen. Aufgekommen ist es, als die USA in den 1980er Jahren einen „Krieg der Sterne“ ins Auge fassten: mit Weltraumwaffen sollte der Sowjetunion die Möglichkeit genommen werden, auf einen Atomraketenangriff mit einem Gegenschlag zu antworten. Das Projekt scheiterte technisch, aber auch politisch.

In der Folge gab es eine breite Meinung für eine gemeinsame friedliche Nutzung des Weltraums. Internationale Forschungskooperationsprojekte wurden ins Leben gerufen, das bekannteste ist die Internationale Raumstation ISS. Sie wird seit 1998 von Russland, den USA und Europa gemeinsam finanziert, technisch erhalten, und es werden internationale Forschungsprojekte durchgeführt. Die Fortsetzung dieser Politik ist aber trotz der UN-Resolution gefährdet. Technisch erreicht die ISS in den nächsten Jahren das Ende ihrer Lebensdauer; bereits bei der Okkupation der Krim hatte Russland die weitere Zusammenarbeit in Frage gestellt, dann aber doch fortgesetzt. Jetzt beginnt es mit Kleinigkeiten: Die Antenne für die weltweite Vogel- und Wildtierbeobachtung (Icarus) am russischen Teil der Raumstation wurde einfach abgeschaltet, trotz laufender Forschungsprojekte. Künftige Flüge von nichtrussischen Astronauten mit russischen Zubringerraketen scheinen derzeit ausgeschlossen. Auch China bereitet militärische Operationen im Weltraum vor. Die „Neue Zürcher Zeitung“ (22.3.) berichtet von der Beobachtung eines Abschleppmanövers eines ausgedienten Satelliten Beidou durch einen neu gestarteten Satelliten Shijan 21. Solche Operationen könnten gezielt bei Operationen gegen Kommunikationssatelliten verwendet werden. Keine guten Aussichten für eine friedliche Nutzung des Weltraums.