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Nr.12/2019, S.02a

Lage kompliziert – Strategie gesucht

Alfred Küstler, Stuttgart. Die Beobachter aus dem nahen Ausland waren sich sicher: Die unerwartete Entscheidung der SPD-Mitglieder für die neue Parteiführung Walter-Borjans und Esken bedeutet: „Die deutsche Politik steuert längst in eine andere Richtung. Sie heisst Schwarz-Grün.“ (NZZ am Sonntag, 1. Dez. 2019). Der Schweizer Kommentator erwähnt dabei, den „gesellschaftlichen Wandel“, der diesen Kurs stützt. Nebenstehende Grafik ist ein Indiz für diesen gesellschaftlichen Wandel. Er zeigt nach neun Untergruppen die Entwicklung der Haushaltseinkommen der ungefähr letzten zwei Jahrzehnte. Vergröbert sind damit dargestellt die Zone der Einkommensbezieher, die, aus welchen Gründen auch immer, ganz oder teilweise auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind (die untersten drei Gruppen, Einkommen unter 900 Euro und die zwei Gruppen 900 bis 1300 und 1300 bis 1500 Euro). Diese Gruppe hat abgenommen, auch wenn bei Berücksichtigung der Inflationsrate die Abnahme nicht so deutlich wäre. Aber diese Zone „knapper Einkommen“ ist immer noch sehr hoch und führen beim Konsum zu beträchtlichen Einschränkungen (Wohnung, Urlaub, Mobilität). In etwa gleich geblieben ist die Mitte, „auskömmlichen Einkommen“, aus dem Bereich der Facharbeit in Industrie und Verwaltung. Zugenommen hat der Anteil der akademischen Berufe mit „überschießenden Einkommen“. Der Skandal der Armut in einem reichen Land besteht. Mit Lohnbewegungen war dem nicht beizukommen, weil zu vieles in den Bereich von prekärer Beschäftigung fällt. Mit „die Reichen sollen zahlen“ ist das Problem nicht abzuräumen. Der soziale Ausgleich wird nicht ohne Ausgleich zwischen den Zonen der Bedürftigkeit, Auskömmlichkeit und des Überschusses gelingen. Die Linke ist konzeptionell gefordert.

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Abb. (PDF): Schichtung der Haushaltseinkommen