Aus Politische Berichte Nr. 1/2018, S. 17, • InhaltsverzeichnisPDFPB-Archiv

Thema: Lohnbewegung

01 dok: Blick in die Presse - Rosemarie Steffens, Langen, Hessen

02 Arbeitgeber halten Anspruch auf Teilzeitarbeit für unzulässig.

03 IG Metall in der Region Offenbach setzt befristete Arbeitsniederlegungen fort.

04 IG Metall im Warnstreik – Wie geht es weiter? Rüdiger Lötzer, Berlin.

05 2017: Steigerung der Tariflöhne um nominal 2,4 Prozent – real bleibt ein Plus von 0,6 Prozent. dok: thj.

01 dok: Blick in die Presse - Rosemarie Steffens, Langen, Hessen

02 Arbeitgeber halten Anspruch auf Teilzeitarbeit für unzulässig. Mi., 10.1.18, NDR Info. Die IG Metall fordert u. a., dass die Wochenarbeitszeit bis zu zwei Jahre lang auf 28 Stunden gesenkt werden kann. Schichtarbeiter, Eltern junger Kinder und Beschäftigte, die Angehörige pflegen, sollen demnach eine Ausgleichszahlung erhalten, wenn sie ihre Arbeitszeit reduzieren. Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Nordmetall, N. Fickinger, bezeichnete diese Forderung als rechtswidrig: „Sie diskriminiert zwischen verschiedenen Beschäftigtengruppen.“ So hätten jetzt schon Teilzeit Arbeitende dann keinen Anspruch auf einen Lohnzuschlag. Diese Diskriminierung sei aber verboten. „Deswegen wäre ein Tarifvertrag, der das zum Inhalt hat, ein Tarifvertrag, den wir gar nicht abschließen dürften.“ Fickinger befürchtet nach eigenen Angaben Probleme für manche Betriebe, wenn Angestellte ihre Arbeitszeit senken. Wenn ein Mitarbeiter für zwei Jahre seine Arbeitszeit von 35 auf 28 Stunden verringern würde, dann brauche der Betrieb eine Teilzeitkraft, die befristet für zwei Jahre wöchentlich sieben Stunden arbeite. „Wo soll ich die denn in Zeiten des Fachkräftemangels hernehmen?“, fragte Fickinger. Der Arbeitgebervertreter bestätigte auf NDR Info, dass die Arbeitgeber derzeit ein juristisches Vorgehen gegen die IG-Metall-Forderung prüfen lassen.

03 IG Metall in der Region Offenbach setzt befristete Arbeitsniederlegungen fort. Am 10.1.18 legten 300 Beschäftigte des Druckmaschinenherstellers manroland sheetfed, 80 Beschäftigte des Automobilzulieferers Feintool System Parts die Arbeit für eine Stunde nieder. J. Kerner, gf. Vorstandsmitglied der IG Metall sagte vor den „Roländern“: „Wir fordern 6 Prozent mehr Geld. Die Metall- und Elektroindustrie brummt – und zwar seit Jahren.“ Der BR-Vorsitzende von Feintool: „Die Beschäftigten arbeiten flexibel in 3 Schichten – auch an Samstagen – und halten die Knochen hin, sie haben einen fairen Anteil verdient!“ Bezugnehmend auf die Arbeitszeitforderungen äußerte er, dass die IG Metall schon immer mit Tarifverträgen neue Standards gesetzt habe, die dann nach und nach auf alle ausgedehnt wurden und sind heute feste Bestandteile unseres Sozialstaats seien. „Dies gilt zum Beispiel für den bezahlten Urlaub oder der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, die wir in der Metallindustrie in Schleswig-Holstein in 16 Wochen Streik 1956 erkämpfen mussten.“

04 IG Metall im Warnstreik – Wie geht es weiter?

Am 10. Januar haben sich im Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie bundesweit knapp 75 000 Beschäftigte aus über 350 Betrieben an Warnstreiks beteiligt.

Rüdiger Lötzer, Berlin. „Seit Ende der Friedenspflicht sind insgesamt rund 160 000 Metallerinnen und Metaller auf die Straße gegangen, um ihrer Tarifforderung Nachdruck zu verleihen und gegen das unzureichende Angebot der Arbeitgeber zu protestieren … Mit der IG Metall wird es einen Tarifabschluss nur mit allen drei Komponenten geben: Eine ordentliche Entgelterhöhung. Eine Wahloption, die Arbeitszeit befristet zu reduzieren. Und Zuschüsse, die die Arbeitszeitreduzierung bei Kindererziehung, in Pflegesituationen und für die Gesundheit auch für alle möglich machen. (www.igm.de).“ In Baden-Württemberg wurde am 11. Januar zwischen beiden Tarifparteien nun erstmals vereinbart, eine Expertengruppe beider Seiten einzusetzen, die bis zum 24. Januar versuchen soll, eine Lösung des Arbeitszeitkonflikts zu erarbeiten. Parallel dazu gehen in allen Tarifgebieten die Warnstreiks weiter. Am 25. Januar beraten bundesweit alle regionalen Tarifkommissionen über das bis dahin vorliegende Angebot der Arbeitgeber. Einen Tag später berät dann der Vorstand der IG Metall über das weitere Vorgehen – Eskalation über 24-Stunden-Streiks bis hin zum Flächenstreik oder Verhandlungen in einem Pilotgebiet.

Abb. (PDF): Schaubilder zur Forderung der IG Metall

05 2017: Steigerung der Tariflöhne um nominal 2,4 Prozent – real bleibt ein Plus von 0,6 Prozent

dok: thj. Die Tariflöhne und -gehälter haben im Jahr 2017 nominal im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt um 2,4 Prozent zugelegt. Nach Abzug des Verbraucherpreisanstiegs von 1,8 Prozent ergibt sich daraus ein realer Zuwachs der Tarifvergütungen um 0,6 Prozent …

„Da die Inflationsrate wieder spürbar höher ist, fällt der Reallohnzuwachs 2017 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich geringer aus“, sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Prof. Dr. Thorsten Schulten. „In den Jahren 2014 bis 2016 stiegen die Tariflöhne wegen der sehr geringen Preissteigerung real zwischen 1,9 und 2,4 Prozent und haben damit einen wesentlichen Beitrag für den ökonomischen Aufschwung in Deutschland gelegt. Der von den Lohnerhöhungen ausgehende Impuls für die Binnennachfrage hat sich 2017 weiter fortgesetzt. Und auch in diesem Jahr sind spürbare Reallohnzuwächse wichtige Faktoren für eine stabile, balancierte Wirtschaftsentwicklung“, so Schulten …

Zwischen den verschiedenen Branchen zeigen sich deutliche Unterschiede. Am höchsten fällt 2017 die jahresbezogene Tarifsteigerung mit nominal 3,1 Prozent in der Textil- und Bekleidungsindustrie aus, gefolgt vom Metallhandwerk mit 3,0 Prozent. Etwas oberhalb des Durchschnitts liegen die Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst und dem Hotel- und Gaststättengewerbe mit jeweils 2,7 Prozent, der chemischen Industrie mit 2,6 Prozent sowie der Metallindustrie und dem privaten Verkehrsgewerbe mit jeweils 2,5 Prozent. Genau den gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt von 2,4 Prozent erreichen das Bauhauptgewerbe, die Gebäudereinigung und die Deutsche Bahn AG. Auch die verschiedenen Tarifbranchen des Nahrungs-und Genussmittelgewerbes kommen im Durchschnitt auf einen Lohnzuwachs von 2,4 Prozent. Um 2,2 Prozent steigen die Tariflöhne bei der Deutschen Telekom AG.

Im Versicherungsgewerbe beträgt die kalenderjährliche Tariferhöhung 1,9 Prozent, im Einzelhandel 1,8 Prozent, in der Druckindustrie 1,7 Prozent und in der Eisen- und Stahlindustrie 1,6 Prozent. Die Holz- und Kunststoff verarbeitende Industrie, der Großhandel, die Deutsche Post AG sowie das Bankgewerbe verzeichnen für 2017 Tariferhöhungen zwischen 1,5 und 1,1 Prozent …

https://www.boeckler.de/index.htm