Aus Politische Berichte Nr. 05/2019, S.15 • InhaltsverzeichnisPDFPB-Archiv

Workers Memorial Day 2019

Rolf Gehring, Brüssel

Seit 1984 wird von kanadischen Gewerkschaften der 28. April als Workers Memorial Day begangen. Die Öffentlichkeit soll mit dem Arbeitsgeschehen und seinen Gesundheitsgefahren, mit den vermeidbaren Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten konfrontiert werden. Es sollen gewerkschaftliche Aktionen in diesem Bereich publik gemacht werden. Seither findet der Tag immer mehr Aufmerksamkeit und Nachahmung, in vielen Regionen der Welt. Trotz seiner Nähe zum 1. Mai, einem weiteren Tag, an dem die Gewerkschaften mobilisieren, wird die Bewegung aufgegriffen, auch in Europa. 1996 wird der Workers Memorial Day vom Internationalen Gewerkschaftsbund übernommen und 2001 erkennt die ILO den Tag als Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz an. Körperliche Unversehrtheit als Menschenrecht auch in der Arbeit durchzusetzen erlaubt breite Koalitionen und vielfältige Aktivitäten auch ganz unterschiedlicher Kräfte. Die Aktivitäten der IG BAU zeigen dies, etwa eine seit einigen Jahren praktizierte Messe in Berlin, an der mittlerweile alle grossen Konfessionen teilnehmen. Auch die internationale Kooperation kann gestärkt werden, wie das Beispiel Katar zeigt.

IG BAU am 26.4.2019: Schutz von Arbeitern auf Baustellen in Katar weiter stärken !

Deutliche Verbesserungen beim Arbeits- und Gesundheitsschutz für viele tausend Baubeschäftigte in Katar hat der internationale Zusammenschluss der Bau- und Holzgewerkschaften (BHI) erzielt. Im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar waren die Arbeits- und Lebensbedingungen der überwiegend aus dem Ausland stammenden Arbeitskräfte auf WM-Baustellen in die Kritik geraten. Mit einer BHI-Delegation im Jahr 2013 stattete erstmals überhaupt eine gewerkschaftliche Gruppe Katar einen Besuch ab. Jetzt findet am diesjährigen Workers Memorial Day bereits die dritte Konferenz zum Arbeits- und Gesundheitsschutz in Katar statt. „Seit 2013 haben wir gute Fortschritte im Arbeits- und Gesundheitsschutz auf den WM-Baustellen erzielt. Die Verbesserungen für die Arbeits- und Lebensbedingungen der Bauarbeiter sind bemerkenswert“, sagte der Stellvertretende IG BAU-Bundesvorsitzende und BHI-Vizepräsident Dietmar Schäfers. „Die BHI hat mit den Verantwortlichen in Katar eine Vereinbarung zum Schutz der Sicherheit und Gesundheit der ausländischen Bauarbeiter auf WM-Baustellen geschlossen. Daraufhin hat es bisher acht gemeinsame Inspektionen vor Ort gegeben. Von den besseren Sicherheitsvorkehrungen über die medizinische Versorgung bis zur Unterbringung und der Verpflegung wurden viele Punkte angesprochen und verbessert. Diese Errungenschaften müssen nun auch für Baustellen gelten, die nicht unmittelbar mit der WM zusammenhängen. Es ist ein gutes Signal, dass die Regierung von Katar uns dabei aktiv unterstützt, mit Bauunternehmen faire, sichere und gesunde Arbeits- und Lebensbedingungen sicher zu stellen.“

ANROEV*-Erklärung zum Internationalen Tag der Erinnerung der Arbeitnehmer 2019 – Auszüge

Laut dem jüngsten Bericht der IAO werden derzeit jedes Jahr mehr als 374 Millionen Menschen durch Arbeitsunfälle verletzt oder erkranken. …Das sich entwickelnde Asien ist eine der Schlüsselregionen der Welt, die ständig unter einer hohen Anzahl von arbeitsbedingten Todesfällen, Krankheiten und Verletzungen leiden, die durch unsichere Arbeitsbedingungen verursacht werden.

Zu den wachsenden Herausforderungen gehören psychosoziale Risiken, arbeits-bedingter Stress und nicht übertragbare Krankheiten, insbesondere Kreislauf- und Atemwegserkrankungen sowie Krebs. Der Tod durch gefährliche Substanzen am Arbeitsplatz ist immer hoch, und jedes Jahr sind weltweit eine Million vermeidbare Todesfälle zu verzeichnen …

Die IAO-Konvention 155 (Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz) und 170 (Chemikalienkonvention) gelten als grundlegende internationale Arbeitsnormen, um die Arbeitsschutzrechte aller arbeitenden Menschen innerhalb der nationalen Grenzen zu gewährleisten. …

Das Ziel der IAO-Konvention 170 (besteht) darin, den Arbeitnehmern Informationen über die Chemikalien an ihren Arbeitsplätzen und über geeignete Präventivmaßnahmen zur Verfügung zu stellen, damit sie effektiv an Schutzprogrammen teilnehmen können. Es wurden Grundsätze für solche Programme festgelegt, um den sicheren Umgang mit Chemikalien zu gewährleisten. Bedauerlicherweise wurde jedoch festgestellt, dass bislang nur wenige Länder in Asien das Übereinkommen 155 wie China, Korea, die Mongolei, Australien, Fidschi und Kasachstan ratifiziert haben. Der Status der Ratifizierung in Südasien und Südostasien ist null. Andererseits haben nur 21 Länder der Welt die IAO-Konvention 170 (chemische Sicherheit) ratifiziert, und nur China und Korea aus dem asiatischen Raum sind in dieser Liste enthalten.

Die internationale Gemeinschaft hat Gesundheit schon lange als Menschenrecht anerkannt. … Es ist an der Zeit, dass Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz als grundlegendes Prinzip und als Recht auf Arbeit anerkannt werden. …

Anlässlich des ‚International Workers Memorial Day‘ 2019 forderte ANROEV die Regierungen der Region zur unverzüglichen Ratifizierung der IAO-Übereinkommen 155 und 170 als Teil der Verpflichtung der Staaten auf, sichere, gesunde und gefahrlose Arbeitsplätze auf nationaler Ebene zu gewährleisten.

* ANROEV – Asiatisches Netzwerk der Opfer von Umwelt- und Arbeitsunfällen | Quelle: http://www.anroev.org/ (eigene Übersetzung)

Abb (PDF): Workers Memorial Day in Berlin Seit mehreren Jahren veranstaltet die IG BAU den Workers Memorial Day in Berlin in Kooperation mit den Religionen, jeweils in einer Kirche. Nachdem im letzten Jahr die israelische Gemeinde die Veranstaltung erstmalig mitgetragen hat, war in diesem Jahr auch die erstmalig die muslimische Gemeinde Träger.