Politische Berichte Nr.5/2022 (PDF)19a
Gewerkschaften/Soziale Bewegung

thj. Am 1. Oktober 2022 ist in Deutschland der gesetzliche Mindestlohn auf 12 Euro die Stunde erhöht worden. Knapp 7 Millionen Beschäftigte profitieren davon, mehrheitlich Frauen. Die Gewerkschaft Verdi hat die aktuellsten Fakten auf Grundlage einer WSI-Studie zusammengetragen, aus der wir dokumentieren. Die vollständigen Informationen finden sich unter: https://www.verdi.de/themen/arbeit/++co++d4ff4502-5cd5-11ec-9ee8-001a4a16012a

dok Wie hoch ist der Mindestlohn 2022?

www.verdi.de Rund 6,64 Millionen Beschäftigte in Deutschland profitieren ab dem 1. Oktober 2022 von der Mindestlohnerhöhung auf 12 Euro brutto pro Stunde, weil sie aktuell weniger verdienen. Das sind 17,8 Prozent, also fast ein Fünftel aller Beschäftigten, die somit Stand Oktober 2022 einen gesetzlichen Anspruch auf den Mindestlohn haben. Ausgenommen sind Auszubildende und Schüler*innen, die neben der Schule einen Minijob machen. Während die Quote in Ostdeutschland bei fast 30 Prozent liegt, profitieren in Westdeutschland, inklusive Berlin, gut 16 Prozent der Beschäftigten. So das Ergebnis einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Die Studie blickt dabei auch auf die einzelnen Landkreise in Deutschland. Demnach haben in den Kreisen Sonneberg in Thüringen 44 Prozent aller Beschäftigten einen Anspruch auf 12 Euro Mindestlohn, in Teltow-Fläming (Brandenburg) sind es 43,1 Prozent, Saale-Orla (Thüringen) 40 Prozent und im Kreis Vorpommern-Rügen 39 Prozent. Am niedrigsten ist der Anteil der Beschäftigten, die noch unter 12 Euro die Stunde verdient haben, in Wolfsburg (7,9 Prozent), Erlangen (8,1 Prozent), dem Landkreis München (9,7 Prozent) und in Stuttgart (10,3 Prozent). Schaut man auf die Bundesländer, ist in Mecklenburg-Vorpommern der Anteil der Beschäftigten, die jetzt 12 Euro Mindestlohn erhalten, mit 31,2 Prozent am höchsten, gefolgt von Thüringen (30,8 Prozent). In absoluten Zahlen leben allerdings die meisten Beschäftigten, die Anspruch auf die Mindestlohnerhöhung haben in den bevölkerungsreichsten Bundesländern Nordrhein-Westfalen (rund 1,3 Millionen Beschäftigte; Quote 16,8 Prozent) und Bayern (gut 930 000, Quote 14,7 Prozent). Unter den deutschen Millionenstädten weist Berlin mit 17,8 Prozent und knapp 305 000 Personen die höchste Quote und absolute Zahl der Betroffenen auf. Es folgen Hamburg (14,7 Prozent; gut 160 000), Köln (14,5 Prozent; gut 94 000 Personen) und München (11,1 Prozent; gut 107 000).

Die regionale Verteilung steht im Einklang mit dem Ergebnis einer WSI-Studie von 2021, die zeigte, dass die Anhebung des Mindestlohns vor allem die Entlohnung von Beschäftigten ohne Tarifvertrag verbessert. Unter den 6,64 Millionen Menschen mit Stundenlöhnen unter 12 Euro sind knapp 2,55 Millionen Vollzeitbeschäftigte, 1,81 Millionen Teilzeitbeschäftigte und knapp 2,29 Millionen Personen, die als einzige Beschäftigung einen Minijob haben.

Die Studie zeigt auch, dass sich die Betroffenheit von niedrigen Löhnen erheblich nach Typ der Beschäftigung und Arbeitszeit unterscheidet: Mit Abstand am größten ist der Anteil unter Minijobbenden ohne weiteres Arbeitsverhältnis: Knapp 80 Prozent von ihnen verdienten bisher weniger als 12 Euro die Stunde. Unter Teilzeitbeschäftigten waren es 20,1 Prozent und bei Vollzeitbeschäftigten 9,9 Prozent.