Politische Berichte Nr.3/2023 (PDF)18b
Gewerkschaften/Soziale Bewegung

„Digitaler Taylorismus“ im Onlinehandel

Bruno Rocker, Berlin. Ein mit Förderung der Hans-Böckler-Stiftung tätiges Team der Universität Köln untersuchte aktuell u.a. Amazon, Start-ups und etablierte Offline-Unternehmen, die in den Onlinehandel eingestiegen sind, wie z.B. Rewe. Ein Ergebnis ist, dass die Qualifikationsstruktur der Beschäftigten im Onlinehandel 37 Prozent Ungelernte, andererseits aber auch 22 Prozent hochqualifizierte Spezialisten ausweist, also eine gegenüber dem stationären Handel, regelrecht „polarisierte Struktur“.

Automatisierung und technische Überwachung dominieren. Die Arbeitsprozesse werden in kleinteilige Aktionen zerlegt und die Vorgaben erfolgen von digitalen Endgeräten. Es herrscht „digitaler Taylorismus“. Die Anzahl der von den Beschäftigten aus den Regalen entnommenen Produkte sowie die Verwendung des richtigen Verpackungsmaterials werden aufgezeichnet und von Führungskräften kontrolliert. Ein ähnliches Kontrollregime findet sich auch bei der Auslieferung. Beschäftigte sind häufig Geringqualifizierte, Migrantinnen und Migranten oder Studierende. Allesamt sind sie leicht austauschbar. Die Vorbildung der Beschäftigten ist weniger wichtig.