Politische Berichte Nr.05/2023 (PDF)03b
Aktuell aus Politik und Wirtschaft

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Russische Föderation kann Seeblockade der Ukraine nicht durchsetzen

Martin Fochler, München. Um die freie Ukraine wirtschaftlich zu treffen hatte die Russische Föderation 2022 deren Seehäfen blockiert. Nachdem die globale Öffentlichkeit die damit verbundene weltweite Verknappung der Getreideversorgung scharf kritisierte, ließ sich die RF im Juli 2022 unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei das sogenannte Getreideabkommen abhandeln, das dreimal verlängert wurde und nun am 17. Juli 2023 ausgelaufen ist.

Da die Umleitung des Getreideexportes über Land teuer ist und weil der Warenstrom durch Polen und Ungarn zu einem Verfall der Erzeugerpreise in diesen Ländern führte, sah die RF die Chance, durch Wiederaufnahme der Blockade den wirtschaftlichen Druck auf die Ukraine zu erhöhen und die europäische Solidarität mit der Ukraine zu belasten.

Nach Pressemeldungen (1) gelingt inzwischen einer noch kleinen, aber nicht unerheblichen Anzahl von Getreidetransportern die küstennahe Fahrt von ukrainischen Häfen und durch den Bosporus ins Mittelmeer.

Das „gewöhnliche“ Verfahren bei einer Blockade wäre, zivile Schiffe durch den sprichwörtlichen „Schuss vor den Bug“ zu stoppen, zu kontrollieren, zu arretieren, zu kapern. Dazu müssten die Überwasserschiffe der Blockademacht ungehindert operieren können.

Am (24.9.2023.) berichtet die FAZ – Titel „Die Schrecken der Marine“ (2) –, dass die Ukraine über sogenannte „Seedrohnen“ verfüge, computerisierte Schnellboote, die einen Sprengsatz tragen und in küstennahen Gewässern von Land gesteuert werden können. Diese Waffen können laut FAZ zu einem Stückpreis von ca. 250000 Euro in der Ukraine hergestellt werden. Ein mittleres Kampfschiff kostet ungefähr das Tausendfache, hat eine lange Bauzeit, braucht geschultes Personal.

Dieses Verlustrisiko will oder kann die RF nicht eingehen. Zivile Schiffe, die womöglich noch unter neutraler Fahne fahren, z.B. per Torpedo zu versenken, wäre ein enormes politisches Risiko. Die britische Regierung befürchtet nach letzten Meldungen, (3) dass die RF versuchen wird, die Blockade durch vermehrten Einsatz von Seeminen zu erreichen, da ließe sich über die Schuldfrage streiten …

Andererseits bietet der Einsatz von rechnergestützter Seedrohnen auch neue Möglichkeiten der Minenräumung.

Auf dem Schwarzen Meer verschiebt sich gegenwärtig das Kräfteverhältnis zwischen der bisher erdrückenden großen Seemacht der RF und den anderen Anrainerstaaten, namentlich der Türkischen Republik.

(1) fr.de/politik/getreideukraine- russland-tuerkei-korridor-weizen- zr-92540485.html (2) faz.net/aktuell/politik/ausland/ukraine-greift-russlandsschiffe-mit-ueberwasserdrohnenan-19197374.html (3) t-online.de/nachrichten/ ukraine/id_100252610/ukrainekrieg- im-newsblog-russland-plant-marinebasis- im-abtruennigen-teil-georgiens