Aus Politische Berichte Nr. 7/2018, S.15 InhaltsverzeichnisPDFPB-Archiv

Tarifbewegung

01 Vorbemerkung

02 „Mehr von uns ist besser für alle!“

dok: Blick in die Presse – Lohnerhöhungen / Wirtschaftskraft – rosemarie Steffens, Langen

03 WSI-Tarifarchiv.

04 Volker Wieland, Mitglied des Sachverständigenrat

05 Peter Bofinger, Professor für Volkswirtschaftslehre

06 Statistische Daten Fundstelle

01

Thorsten Jannoff. Die bei Verdi organisierten Pflegefachkräfte an den beiden Unikliniken Essen und Düsseldorf streiken für einen Entlastungstarifvertrag für mehr Personal und die Reduzierung der Arbeitsbelastung. Die Klinikleitungen weisen bisher alle Forderungen zurück. Der Abschluss von Tarifverträgen sei Sache der Tarifgemeinschaft der Länder. Verdi pocht dagegen auf einen Haustarifvertrag, der es den Kliniken ermöglichen würde, zusätzliches Personal einzustellen. In Düsseldorf ist die Belegschaft mittlerweile in einen unbefristeten Streik getreten. Verdi stellt einen unbefristeten Streik auch für Essen in Aussicht. Wir dokumentieren im Folgenden aus einer Erklärung von Verdi.

02

„Mehr von uns ist besser für alle!“

Das Ergebnis der einwöchigen Urabstimmung an der Uniklinik Düsseldorf ist eindeutig: 96 Prozent der abgegebenen Stimmen sprachen sich für einen unbefristeten Streik aus, um einen Tarifvertrag für Entlastung und mehr Personal durchzusetzen … Anlass für diesen nächsten Schritt in der Tarifauseinandersetzung war die beharrliche Weigerung des Vorstandes der Uniklinik, mit Verdi in Verhandlungen zu treten… Die Arbeitsbedingungen sind unerträglich geworden. Die Bereitschaft, in einen unbefristeten Streik zu treten, beweist das. Beschäftigte in Krankenhäusern wollen nicht streiken, sie wollen Patientinnen und Patienten gut versorgen und pflegen. Das können sie aber nicht mehr. Die Zustände sind nicht mehr verantwortbar. Nach der Urabstimmung kann der Streik unmittelbar fortgesetzt werden. „Der Vorstand der Uniklinik Düsseldorf kann die weitere Eskalation verhindern“, betont Cremer. „Wenn wir überzeugende und glaubhafte Verhandlungsangebote bekommen, werden wir angemessen und verantwortlich darauf reagieren.“ Das Zeitfenster dafür sei aber „sehr eng bemessen“.

(29.06.18) https://nrw.verdi.de/presse

Abb. (PDF): Demofoto verdi

dok: Blick in die Presse – Lohnerhöhungen / Wirtschaftskraft – rosemarie Steffens, Langen

03

WSI-Tarifarchiv. 2017 erzielten Tarifbeschäftigte in Deutschland ein Plus von 0,6 Prozent. Tariflöhne und -gehälter haben 2017 nominal durchschnittlich um 2,4 % zugelegt, abzüglich des Verbraucherpreisanstiegs von 1,8% ein realer Zuwachs um 0,6%. „Da die Inflationsrate wieder spürbar höher ist, fällt der Reallohnzuwachs 2017 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich geringer aus“, sagt der Leiter des WSI- Tarifarchivs, Prof. Dr. T. Schulten. „Von 2014 bis 2016 stiegen die Tariflöhne wegen der sehr geringen Preissteigerung real zwischen 1,9 und 2,4%, ein wesentlicher Beitrag für den ökonomischen Aufschwung in Deutschland. Dieser Impuls für die Binnennachfrage hat sich 2017 abgeschwächt fortgesetzt.

www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2018_01_11.pdf

04

Volker Wieland, Mitglied des Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und des Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium der Finanzen sowie Mitglied des „Kronberger Kreises“ der Stiftung Marktwirtschaft. „Die Idee Europas war ja, freie Arbeitsmobilität wie in den USA zu erreichen. Wenn sie in einzelnen Gegenden so einer großen Wirtschaftszone hohe Arbeitslosigkeit haben, dann muss der Ansatz sein, die Beschäftigung dort zu steigern, wo sie gesteigert werden kann und nicht die Löhne zu erhöhen“

26.2.18. www.lobbypedia.de

05

Peter Bofinger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg, Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, als Keynesianer der einzige Vertreter einer nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik. „Als nachfrageorienter Wirtschaftspolitiker berücksichtigt er, dass Löhne nicht nur Kostenfaktor sind, sondern auch wichtiger Bestandteil der Güternachfrage. Er ist für eine produktivitätsorientierte Lohnentwicklung und bestreitet, dass Lohnerhöhungen unterhalb des Produktivitätszuwachses beschäftigungsfördernd wirken. Bofinger hat sich gegen die Agenda 2010 und die Hartz-Reformen ausgesprochen und empfiehlt stärkere Förderung von Geringqualfizierten auf Vollzeit-Jobs sowie einen flächendeckenden Mindestlohn. Er fordert geringere Lohnnebenkosten durch höhere Steuern (insbesondere eine höhere Einkommensteuer) bei einer insgesamt unveränderten Staatsquote.“

26.2.18. www.lobbypedia.de

06

Statistische Daten, grafisch aufbereitet, zu Löhnen und Arbeitskosten in Europa sind zu finden bei: Eurostat-Statistics explained.ec.europa.eu