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Ukraine: Eine Demarkationslinie entsteht

Martin Fochler, München. Ende März 2022 standen die Truppen der RF im Norden in den Vororten von Kiew und Charkow, im Süden war Mariupol nicht zu halten und Odessa wurde aus der Luft bombardiert, von Land her bedroht und von See her blockiert. Die Ukraine hielt dem Druck stand, gewann Teile ihres Staatsgebietes zurück und hoffte, im Lauf des Jahres 2023 durch Einsatz überlegener Waffentechnik die Frontlinie im Osten zu durchstoßen und die Besatzungstruppen zum Abzug zu zwingen. Die RF konnte aber die Frontlinie im Osten halten und ihr Regime in den besetzten Territorien ausbauen. Die Seeblockade der Ukraine konnte die RF aber nicht durchsetzen.

Nach übereinstimmenden Berichten bleibt die russische Kriegswirtschaft und -politik leistungsfähig. Das Regime kann nach wie vor Geld, Rüstungsprodukte und Soldaten mobilisieren. Im einsetzenden Winter wird die RF erneut versuchen, die Ukraine durch Schläge gegen Versorgungseinrichtungen zu zermürben. An der Front werden nach dem Muster Bachmut ausgewählte Siedlungen ruiniert, um die Kampflinie nach Westen vorzuschieben und die ukrainischen Truppen in verlustreichen Abnutzungsschlacht aufzureiben.

Nachdem die Gegenoffensive stecken geblieben ist, wird für die Ukraine nun Abwehr bei maximaler Vermeidung von Verlusten an Menschen, Infrastruktur und Gebieten entscheidend. Die Ukraine kann versuchen, ihre Luftabwehr zu perfektionieren, Vorstöße der RF in einer tief gestaffelten Verteidigung abzufangen und die russischen Schwarzmeerflotte wenigstens aus den Küstengewässern herauszuhalten.

Wenn es so kommt, wird die Frontlinie im Osten der Ukraine weiter erstarren, und je länger das andauert, umso mehr gewinnt sie den Charakter einer Demarkationslinie, das heißt einer politischen Grenze.

Abb. (PDF): Oben: Von der RF besetzte Gebiete am 27. März 2022, unten am 3. Dezember 2023. Grafiken (hier stark beschnitten) zu finden bei: https://www.criticalthreats.org/locations/ukraine